Braucht der Kölner Dom künftig Eingangskontrollen?

Die strenge Stausberg

Braucht der Kölner Dom künftig Eingangskontrollen?
Die Kathedrale ist das am meisten besuchte Bauwerk Deutschlands. Aber der enorme Andrang hat auch Schattenseiten: Krawall vor den Toren, respektlose Besucher und „Wildpinkler“. Jetzt will man handeln.

Barbara Schock-Werner ist eine den Freunden des Lebens zugewandte, lebenslustige Person. Die langjährige Dombaumeisterin von Köln und erste Frau auf diesem Posten macht nicht den Eindruck, ein ängstlicher Mensch zu sein, sie hat eher etwas Draufgängerisches. Jedenfalls mischt sie sich auch nach ihrem altersbedingten Rückzug weiter in die Belange der Stadt Köln ein – häufig und zu allen möglichen Themen.

Vor Kurzem fiel sie auf mit der Forderung, die unmittelbare Zone um den Dom zu einer „Raketenschutzzone“ zu erklären. Was war passiert? Schock-Werner hatte erlebt, wie am Silvesterabend und in der anschließenden Neujahrsnacht die Portale des Hohen Doms völlig ungeschützt einem ununterbrochenen Raketengewitter ausgesetzt waren.

Jede Nische ein Pissoir

Auch war sie dabei, wie schon in der um 18.30 Uhr beginnenden Jahresschlussmesse vor den Türen andauernd Kracher gezündet wurden, sodass sich unter den Gläubigen Angst ausbreitete. „Ich hätte mir sogar den Ausbruch einer Panik vorstellen können“, so Schock-Werner.

Dabei ist es ja schon längst so, dass der Kölner Dom, das am meisten besuchte Monument Deutschlands, immer mehr mit hohen, nebeneinander aufgereihten Stahlstäben abgeschottet wird. Das sieht edel aus und lässt den Blick frei auf die Fassaden. Aber das herrliche Südportal etwa mit seiner breiten Treppe ist auf diese Weise nie mehr zugänglich. Und auch an vielen anderen Nischen, Vorsprüngen und Nebeneingängen versucht man so, Schutzräume aufzubauen.

Gründe dafür gibt es genügend, Obdachlose etwa, die sich dort sonst dauerhaft mit Sack und Pack niederlassen, oder die in der Domumgebung stets besonders aktiven „Wildpinkler“, die jede erdenkliche Nische mit einem Pissoir verwechseln. Leider stinkt es in den ruhigeren Ecken um den Dom herum entsprechend. Scheußlich.

Bisher sorgt die Garde der Domschweizer für Ruhe und Ordnung im Inneren der Kathedrale. Aber wie lange noch? Erst letztens habe ich entdeckt, dass die meisten von ihnen mittlerweile kleine schwarze Kabel am Ohr tragen: So sind sie vernetzt mit den anderen „Schweizern“, die in der riesigen Kirche ihren Dienst versehen.

Bisher schienen sie eigentlich immer wie aus der Zeit gefallen in ihren langen tiefroten Roben mit schwarzem Samtbesatz, schwarzen Samtknöpfen und Stulpen. Auf jeden Fall hatten sie für mich immer etwas Respekt einflößendes.

Aber wie lange wird so etwas noch halten? Ob es uns gefällt oder nicht: Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden auch die Domeingänge mit Sicherheitsschleusen versehen werden müssen, so wie sie in den meisten großen Museen längst üblich sind.

von Dr. Hildegard Stausberg
Quelle: welt.de

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