Monsignore ist glücklich

Die strenge Stausberg

Monsignore ist glücklich

Neujahrsmorgen auf der Kölner Domplatte. Da stehen diesmal keine Batterien leerer Flaschen herum, die riesige Fläche ist nicht übersät mit Tausenden von Überbleibseln der Neujahrsböller, in den Ecken sieht man kein Erbrochenes, und es riecht auch nicht nach Urin. Was ist hier los?

Vor dem Westportal des Doms treffe ich Monsignore Robert Kleine, seit 2012 Stadtdechant von Köln und Domdechant der Hohen Domkirche. Der beliebte Geistliche hat die Frühmesse gelesen und begrüßt jetzt ein paar Menschen, die wie ich vor dem Dom stehen. Gemeinsam stellen wir fest, wie schön es doch ist, dass unsere Kathedrale und ihr direktes Umfeld diesmal dem sonst üblichen Silvesterrummel mit seiner brutalen Komplettvermüllung entgangen sind.

Man sieht auch, warum dies gelang: An den Zugängen der Domplatte stehen noch die Barrieren aus Metall, durch die die Kathedrale dieses Mal weiträumig abgesperrt wurde. Ich war selbst beim Jahresabschlussgottesdienst am Abend zuvor und musste an einem der vielen Kontrollpunkte einer Polizistin meine Handtasche zeigen. Bitte schön, kein Problem, wenn das Ergebnis so positiv ist! Und ich bin sicher nicht allein mit meiner Meinung: So etwas sollten wir in Zukunft viel häufiger machen.

Denn rund um den Dom hat sich ein Ambiente entwickelt, das wohl am besten unter der Rubrik „Rummelplatz-Stimmung“ einzuordnen wäre. An den Portalen haben sich Horden von Bettlern fast schon häuslich eingerichtet, irgendwelche Straßenmusiker dudeln gnadenlos vor sich hin, andauernd wird besonders der Eingangsbereich vor dem Westportal, dem wichtigsten der Kathedrale, für Protestaktionen jedweder Art missbraucht.

Man muss sich wundern, warum sich das Domkapitel das alles gefallen lässt. Schließlich gehört der katholischen Kirche das komplette Areal um die Kathedrale: Kölner Bürger haben dies nach und nach durch Schenkungen bewirkt. Informationen dazu liefert gern der Zentral-Dombau-Verein zu Köln von 1842, der immer noch den größten Batzen zum Erhalt des Domes beisteuert, so auch mehr als 50 Prozent der Kosten der Dombauhütte trägt. Die Silvesternacht sollte Köln ermutigen, diese Verbesserungen des Domumfelds künftig zu verstetigen.

von Dr. Hildegard Stausberg

Quelle: welt.de

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