Schafft doch bitte den „Girls‘ Day“ ab!

Die strenge Stausberg

Schafft doch bitte den „Girls‘ Day“ ab!
Frauen müssen nicht die gleichen Leidenschaften entwickeln wie Männer. Es gibt Grenzen der Emanzipation, ohne dass sich Frauen benachteiligt fühlen. Zum Beispiel im Handwerk oder beim Autokauf.

Alle Jahre wieder gehört zu den fest etablierten Ritualen unserer sich immer emanzipierter gerierenden Gesellschaft, dass jungen Mädchen vorgestellt wird, wie glücklich sie doch werden würden, wenn sie endlich den Weg fänden in die ach so schöne berufliche Welt der Männer. Seit 2001 führt man deshalb beim Bundesdeutschen „Girls‘ Day“ allenthalben vor, wie wunderbar es doch sein kann, technische und naturwissenschaftliche Berufe auszuüben, die was mit Maschinen und Technik zu tun haben, also etwa Mechatroniker, Industriemechaniker, Elektroniker oder Anlagemechaniker.

Natürlich gehen die jungen Damen zu den im ganzen Bundesgebiet angebotenen Veranstaltungen – 2015 waren es fast 10.000 – gern hin, schließlich bekommt man dafür einen Tag schulfrei und wird allenthalben nett und zuvorkommend empfangen – meist ein kostenloses Mittagessen inklusive, manchmal sogar auch noch ein Schwätzchen mit dem Chef eines größeren Unternehmens.

Jetzt aber hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ernüchternde Zahlen vorgestellt. Sie beweisen, dass es bei der Berufswahl – trotz der unendlich vielen Initiativen – immer noch recht „geschlechterspezifisch“ zugeht: Bei den jungen Frauen stürzt sich jedenfalls rund die Hälfte der Bewerberinnen auf gerade mal zehn Berufe. Und aus dem „Bundesinstitut für Berufsbildung“ (BIBB) heißt es ganz enttäuscht, am Arbeitsmarkt machten sich Bürokauffrauen, Arzthelferinnen oder medizinische Fachangestellte Konkurrenz, während andere Angebote „mit viel glänzenderen Berufsaussichten“ weiterhin unbesetzt blieben. Soweit die Statistik.

Weibliche Automechaniker? Das muss nicht sein

Hier meine eigenen, recht aktuellen Erfahrungen zum Thema „Ergebnisse nach 14 Jahren Girls‘ Day“. Schweren Herzens musste ich mein altes Autos verkaufen – und mich zum Erwerb eines neuen Gefährts entschließen. Was macht man mit einem kaputten Wagen? Man fährt in eine Werkstatt. Die meine befindet sich in einem Industriegebiet, das ist eine fast „Frauenfreie Zone“: Männer, wohin das Auge blickt – in ölverschmierten Jeans oder im Blaumann, unter einem Wagen liegend oder über geöffnete Kühlerhauben gebeugt, alle möglichen Werkzeuge in der Hand, deren Namen ich nicht mal kenne.

Es mag ja sein, dass es ein paar weibliche Wesen gibt, denen so etwas auch Spaß macht. Aber ich behaupte: Auch nach tausend „Girls‘ Days“ bleibt das eine Minderheit. Muss mein Selbstgefühl als Frau darunter leiden? Nein, ich bin heilfroh wenn ein technisch versierter Automechaniker mir sagt, wie es um meinen Wagen steht, den am besten in Zahlung nimmt und mir etwas Neues empfiehlt. Emanzipation hat eben einfach Grenzen – zum Glück.

Eine Empfehlung von Gabriele Gehrt