Köln kann auch anders – macht es aber nur selten
„Ich sehe es so“
von Peter Pauls
Wir gingen zum Rheinufer und ich erklärte den Besuchern, warum Wachleute sie vom Dach der Philharmonie fernhielten. Ihnen fiel auf, wie übersät von Zigarettenstummeln das Pflaster, Teil eines Kunstwerks, ist. Fast möchte man meinen, der Abfall sei Teil des öffentlichen Raums geworden, so stark hat er sich verdichtet.
Am Rhein gingen wir zum Fischmarkt und stießen auf eine Baustellenverkleidung, die Ansätze von Gestaltungswillen erkennen ließ. Hinter der dunkelgrünen Plane saniert die Stadt Baumstandorte. Immerhin trägt man hier dem Gedanken Rechnung, dass über die Ostertage Abertausende von Besuchern durch Köln strömen.
Am Brunnen der Fischweiber trafen wir auf einen alten Bekannten, die rot-weiße Warnverkleidung. Warum man zumindest für sensible Zonen nicht eine optisch angemessenere Form der Absperrung finden kann, verstehe ich nicht. Diese Warnbaken sind ein Stilbruch – als müsse man im guten Restaurant den Wein aus der Flasche trinken. In der Achse vor dem Eingang von Groß St. Martin stehen am Ostersonntag überquellende Mülltonnen in Reihe, die Statuen von Tünnes und Schäl befinden sich in einer Linie mit einem vor sich hin rostenden Container.
Am Kölner Rathaus sind Ansätze einer Gestaltung zu erkennen. Wo saniert wird, erklärt die Verkleidung mit Figuren vom Rathausturm. Hinter dem Jan-von-Werth-Denkmal auf dem Alter Markt – eine Baustelle. Grüne Abdeckung mit Warnbaken. Chinesische Touristen integrieren die eigenwillige Gestaltung in ihre Erinnerungsfotos.
Wir kommen an Obenmarspforten an einem der berüchtigten Schilderwälder vorbei, auf dem in wildem Durcheinander verboten und erlaubt wird, und passieren die Baustelle für das Jüdisches Museum und die Archäologische Zone. Hier wäre eine Verkleidung gleich mehrfach angeraten. Städte, die klug geführt werden, erklären hier liebevoll, was gerade gebaut wird.
Quelle: KSTA 21.4.2017