Der Schleudersitz
„Stepstone“ heißt die Internetseite, auf der (schon wieder) ein Geschäftsführer für die Metropolregion Rheinland gesucht wird. „Stolperstein“ wäre vielleicht angemessener, denn die Position des Geschäftsführers scheint ein Schleudersitz zu sein. Innerhalb weniger Jahre steht nun die vierte Besetzung dieser Leitungsposition an. Hinter der Personalfrage verbirgt sich indes ein größeres Problem. Ist ein solcher Verband unter den obwaltenden Umständen überhaupt arbeitsfähig? Er besteht aus zwölf Kreisen, elf kreisfreien Städten und einem Kommunalverband, darunter die Schwergewichte Köln, Düsseldorf und Bonn. Wer soll dieses Konglomerat einen, wenn es gleichzeitig Chef des Geschäftsführers ist.
Zur Erinnerung: Im Oktober 2017 übernahm der Chemie-Manager Dr. Ernst Grigat das Spitzenamt in dem neu geschaffenen Verbund und gut ein Jahr später warf er bereits hin. Kurz darauf übernahm die frühere Fraktionsvorsitzende der Kölner Grünen, Kirsten Jahn, die Chefrolle. „Postengeschacher“ hieß es in den Medien. Ihr zur Seite stand in Teilzeit Ulla Thönnissen. Nun geht auch Thomas Schauf, der das glücklose Duo 2022 ablöste. „Nach intensiven Jahren des Aufbaus der Metropolregion Rheinland als strukturpolitische Interessenvertretung des nordrhein-westfälischen Rheinlands verlässt Thomas Schauf den Verband“, vermeldet die Metropolregion auf ihrer Webseite.
Bereits an diesem Detail lässt sich ablesen, welche Aufbauarbeit Schauf geleistet hat. Er übernahm eine jämmerliche und von Fehlern strotzende Internetpräsenz und eine Körperschaft, der Führung und Orientierung fehlten. Der geistreiche Politikwissenschaftler ließ die Schwächen der Vorgänger schnell vergessen, verhedderte sich jedoch im Gestrüpp der unübersichtlichen Interessen dieses heterogenen Zusammenschlusses. Dessen Markenzeichen ist nicht die Addition von Vielfalt, die zur Stärke wird, sondern deren lähmende und destruktive Kehrseite. Schauf solle parteipolitisch einseitig agiert haben, wird geraunt. Wer ihn kennt, mag das kaum glauben. Der Politikwissenschaftler war ein spielerischer und kreativer Geist, der schnell vorwärts denken konnte und den Parteigrenzen allenfalls einengten. (pp)