Ein Gespräch darüber, was sich die Stadt an Museen und anderen Kultureinrichtungen noch leisten kann und will mit:
Annette Imhoff, Geschäftsführerin Schokoladenmuseum
Dr. Matthias Hamann, Direktor Kölnisches Stadtmuseum
Stefan Charles, Kulturdezernent Stadt Köln
Moderation: Claudia Hessel
Fotos: Peter Pauls, Ulrike Brinckert und Marina Goyert
„Aus für Wunschkonzerte. Wie viel Kultur kann Köln sich noch leisten?“
„Kultur lebt in Köln“, sagt die Eigenwerbung der Stadt. Wenn andere über das Kölner Kulturleben sprechen, fallen eher Worte wie „unter Druck“, „Desaster“ und „drohendes Aus“. Die „Historische Mitte“ als großes Kölner Bauprojekt scheiterte kürzlich krachend und hinterließ der Stadt Kosten von 13,5 Millionen Euro. Die Sanierung der Kölner Oper fällt in die Kategorie Tragödie und dort in Dauerschleife. Und nun soll es aufgrund der kritischen Finanzlage der Stadt auch noch weniger Geld für die Kultur geben. Wie also in Zukunft mit solchen Herausforderungen umgehen?
Zu Gast im Kölner Presseclub waren dazu Persönlichkeiten aus dem Kölner Kulturleben. Stefan Charles ist seit drei Jahren Kulturdezernent der Stadt. Bei Amtsantritt sprach er noch von „Strahlkraft“. Nun muss er Lösungen für hausgemachte Katastrophen suchen und den finanziellen Kahlschlag vermeiden. Dr. Matthias Hamann ist Direktor des Stadtmuseums, das nun in einem früheren Kaufhaus für Luxuskonfektion untergebracht ist. Aus der Not heraus hat er neue Konzepte für sein Haus entwickelt, die gut ankommen. Annette Imhoff ist Geschäftsführerin des Kölner Schokoladen-Museums. Entgegen den Erwartungen von Pessimisten ist es zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Unter anderem, weil es in Eigenregie gemanagt wird. Moderation: Claudia Hessel.
Für Stefan Charles gilt das Motto, dass sowohl Licht als auch Schatten das Kulturleben prägen. Beim Bauen müsse man sich täglich anstrengen, dort gebe es viele „technische Herausforderungen“, die sich aber lösen ließen. Die Baustelle Kölner Oper sei nun neu organisiert. Für die Frage, wer das Ganze nun verbockt habe, sei er nicht der richtige Ansprechpartner. Eine Antwort, die für spürbare Unruhe im Publikum sorgte. Denn die Kölner Medien hatten aktuell berichtet, dass die Gesamtkosten für Sanierung von Oper und Schauspielhaus nun bei 1,5 Milliarden Euro lägen. Ohnehin solle man doch nicht nur auf die Schwierigkeiten schauen. In der Kultur liefe es so gut, dass Köln weit über die Stadtgrenzen hinweg „strahle“. „Man muss nur ein bisschen gucken und stößt auf großartige Dinge“.
Mit Schwierigkeiten kennt sich Dr. Matthias Hamann inzwischen bestens aus. Sein Museum für 2000 Jahre Stadtgeschichte muss mit gerade einmal 750 qm auskommen und hat keine Flächen für Sonderausstellungen. Nur 200 Menschen passen gleichzeitig ins Gebäude. Für Hamann braucht ein Museum neben dem Headquarter auch Filialen, denn „ein Museum muss rausgehen“. 2027 will sein Haus zum Beispiel in Chorweiler ausstellen.
Anders als mit früheren Museumskonzepten wird im neu eröffneten Stadtmuseum in der Innenstadt kein chronologischer Bogen mehr über die einzelnen Etagen gespannt. „Wir haben die Stadtgesellschaft gefragt: „Was ist euer Thema?“ Acht grundsätzliche Fragen wie „Was macht Hoffnung?“ oder „Was macht uns wütend?“ sollen im Museum mit persönlichen Objekten beantwortet werden. Ihm selbst machen die „Begeisterungsfähigkeit“ und das „ehrenamtliche Engagement“ der Kölner Hoffnung. Es brauche eben nicht nur Geld für kulturelle Vielfalt.
Auch das Kölner Schokoladenmuseum setzt in seinen Ausstellungen auf Emotionen. In seinen Anfängen war es als Themenmuseum noch etwas Neues. „Manche nennen das despektierlich Erlebnismuseum“, so Annette Imhoff. 2023 knackte das Museum mit 665 000 Besuchern einen Rekord. Dieses Jahr sollen es 700 000 werden. Die neun städtischen Museen kommen demgegenüber übrigens zusammen auf 736.000 Besucher.
Abgesehen von einem „tollen Thema und einer tollen Location“ habe der Erfolg auch damit zu tun, dass von Anfang an „groß gedacht“ wurde, sagt Imhoff. Es werde viel investiert, das Haus auch im laufenden Betrieb umgestaltet. „Wir haben eine große Freiheit von Budgetzwängen. Wenn ich einmal in der Spirale bin und wenig Einnahmen generiere, auf Förderung angewiesen bin, dann kommt man da nicht mehr heraus.“ Ein städtisches Museum übernehmen möchte sie um keinen Preis. Damit wäre sie überfordert. Kulturdezernent Stefan Charles ist da optimistischer, auch wenn er mit der Besucherzahl in seinen Museen nicht glücklich ist. Bis 2029 möchte er auf zwei Millionen im Jahr kommen. Die zugehörige Museumslandschaft sei dann „fortschrittlich“ und vor allem fertig.
Ulrike Brincker
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Aus für die Wunschkonzerte in Köln? Wieviel Kultur kann sich die Stadt noch leisten?
12. September, 2024 um 19:30 - 22:00
Ein Gespräch darüber, was sich die Stadt an Museen und anderen Kultureinrichtungen noch leisten kann und will mit:
Annette Imhoff, Geschäftsführerin Schokoladenmuseum
Dr. Matthias Hamann, Direktor Kölnisches Stadtmuseum
Stefan Charles, Kulturdezernent Stadt Köln
Moderation: Claudia Hessel
Fotos: Peter Pauls, Ulrike Brinckert und Marina Goyert
„Aus für Wunschkonzerte. Wie viel Kultur kann Köln sich noch leisten?“
„Kultur lebt in Köln“, sagt die Eigenwerbung der Stadt. Wenn andere über das Kölner Kulturleben sprechen, fallen eher Worte wie „unter Druck“, „Desaster“ und „drohendes Aus“. Die „Historische Mitte“ als großes Kölner Bauprojekt scheiterte kürzlich krachend und hinterließ der Stadt Kosten von 13,5 Millionen Euro. Die Sanierung der Kölner Oper fällt in die Kategorie Tragödie und dort in Dauerschleife. Und nun soll es aufgrund der kritischen Finanzlage der Stadt auch noch weniger Geld für die Kultur geben. Wie also in Zukunft mit solchen Herausforderungen umgehen?
Zu Gast im Kölner Presseclub waren dazu Persönlichkeiten aus dem Kölner Kulturleben. Stefan Charles ist seit drei Jahren Kulturdezernent der Stadt. Bei Amtsantritt sprach er noch von „Strahlkraft“. Nun muss er Lösungen für hausgemachte Katastrophen suchen und den finanziellen Kahlschlag vermeiden. Dr. Matthias Hamann ist Direktor des Stadtmuseums, das nun in einem früheren Kaufhaus für Luxuskonfektion untergebracht ist. Aus der Not heraus hat er neue Konzepte für sein Haus entwickelt, die gut ankommen. Annette Imhoff ist Geschäftsführerin des Kölner Schokoladen-Museums. Entgegen den Erwartungen von Pessimisten ist es zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Unter anderem, weil es in Eigenregie gemanagt wird. Moderation: Claudia Hessel.
Für Stefan Charles gilt das Motto, dass sowohl Licht als auch Schatten das Kulturleben prägen. Beim Bauen müsse man sich täglich anstrengen, dort gebe es viele „technische Herausforderungen“, die sich aber lösen ließen. Die Baustelle Kölner Oper sei nun neu organisiert. Für die Frage, wer das Ganze nun verbockt habe, sei er nicht der richtige Ansprechpartner. Eine Antwort, die für spürbare Unruhe im Publikum sorgte. Denn die Kölner Medien hatten aktuell berichtet, dass die Gesamtkosten für Sanierung von Oper und Schauspielhaus nun bei 1,5 Milliarden Euro lägen. Ohnehin solle man doch nicht nur auf die Schwierigkeiten schauen. In der Kultur liefe es so gut, dass Köln weit über die Stadtgrenzen hinweg „strahle“. „Man muss nur ein bisschen gucken und stößt auf großartige Dinge“.
Mit Schwierigkeiten kennt sich Dr. Matthias Hamann inzwischen bestens aus. Sein Museum für 2000 Jahre Stadtgeschichte muss mit gerade einmal 750 qm auskommen und hat keine Flächen für Sonderausstellungen. Nur 200 Menschen passen gleichzeitig ins Gebäude. Für Hamann braucht ein Museum neben dem Headquarter auch Filialen, denn „ein Museum muss rausgehen“. 2027 will sein Haus zum Beispiel in Chorweiler ausstellen.
Anders als mit früheren Museumskonzepten wird im neu eröffneten Stadtmuseum in der Innenstadt kein chronologischer Bogen mehr über die einzelnen Etagen gespannt. „Wir haben die Stadtgesellschaft gefragt: „Was ist euer Thema?“ Acht grundsätzliche Fragen wie „Was macht Hoffnung?“ oder „Was macht uns wütend?“ sollen im Museum mit persönlichen Objekten beantwortet werden. Ihm selbst machen die „Begeisterungsfähigkeit“ und das „ehrenamtliche Engagement“ der Kölner Hoffnung. Es brauche eben nicht nur Geld für kulturelle Vielfalt.
Auch das Kölner Schokoladenmuseum setzt in seinen Ausstellungen auf Emotionen. In seinen Anfängen war es als Themenmuseum noch etwas Neues. „Manche nennen das despektierlich Erlebnismuseum“, so Annette Imhoff. 2023 knackte das Museum mit 665 000 Besuchern einen Rekord. Dieses Jahr sollen es 700 000 werden. Die neun städtischen Museen kommen demgegenüber übrigens zusammen auf 736.000 Besucher.
Abgesehen von einem „tollen Thema und einer tollen Location“ habe der Erfolg auch damit zu tun, dass von Anfang an „groß gedacht“ wurde, sagt Imhoff. Es werde viel investiert, das Haus auch im laufenden Betrieb umgestaltet. „Wir haben eine große Freiheit von Budgetzwängen. Wenn ich einmal in der Spirale bin und wenig Einnahmen generiere, auf Förderung angewiesen bin, dann kommt man da nicht mehr heraus.“ Ein städtisches Museum übernehmen möchte sie um keinen Preis. Damit wäre sie überfordert. Kulturdezernent Stefan Charles ist da optimistischer, auch wenn er mit der Besucherzahl in seinen Museen nicht glücklich ist. Bis 2029 möchte er auf zwei Millionen im Jahr kommen. Die zugehörige Museumslandschaft sei dann „fortschrittlich“ und vor allem fertig.
Ulrike Brincker
Details
Veranstaltungsort
Köln, 50667
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Veranstaltungsort
Köln, 50667
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