Lade Veranstaltungen

« Alle Veranstaltungen

  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

Kölner Köpfe: Dr. Katrin Vernau

19. Februar um 19:30 - 22:00

Zu Gast:

Dr. Katrin Vernau, Intendantin des WDR

Moderation:

Claudia Hessel, Vorstand des Kölner Presseclub

Fotos: Kölner Presseclub

 

Wie retten Sie den WDR?

Kooperation und Fokussierung als Konzept für die Zukunft

von Johanna Tüntsch

 

Mit ihrer Priorisierung des Termins verlieh Dr. Katrin Vernau, die beim Kölner Presseclub zu Gast in der Reihe „Kölner Köpfe“ war, dem Abend einen Ritterschlag: Um der Einladung zum Talk folgen zu können, verzichtete sie auf den Besuch der ersten WDR-Fernsehsitzung in ihrer Rolle als Intendantin. Das nicht etwa, weil die Schwarzwälderin die jecke Zeit ablehnt: „Ich bin angenehm überrascht, wie schön Karneval in Köln ist. Man erlebt eine große Leichtigkeit und lernt sich auf eine lockere Art kennen“, würdigte sie.

Nach solcher Anfangsplauderei drehte sich das Gespräch zwischen ihr und Moderatorin Claudia Hessel um die Zukunft des Westdeutschen Rundfunks (WDR), dessen Intendanz – und damit die Verantwortung für  ein Jahresbudget von fast 1,6 Milliarden Euro – Vernau Anfang 2025 übernommen hat. „Wir wollen mehr Kraft in weniger Angebote stecken“, kündigte sie an. Das Haus müsse noch wirtschaftlicher, aber auch fokussierter werden, damit das eigene Angebot im Inhalte-Meer des Internet herausragt und der WDR sich im Wettbewerb mit den Onlineanbietern, wie etwa Netflix, behauptet: „Wir konzentrieren uns zum Beispiel auf sehr relevante hochwertige, gut recherchierte und erzählte Dokumentationen, die in der Mediathek so gut platziert sind, dass die Menschen sie sich angucken.

Die Etablierung privater Sender in den 1980er Jahren habe gezeigt, dass Konkurrenz die Qualität steigere: „Die Privaten haben den Öffentlich-Rechtlichen Impulse gegeben. Am Andersartigen kann man das eigene Profil schärfen.“ Heute könne gerade das Zusammenspiel der Mitbewerber eine Perspektive für die Zukunft bieten: „Wir müssen uns unterhaken; als Öffentlich-Rechtliche untereinander und mit den Privaten und überlegen: Wie können wir uns als duales Mediensystem in Zukunft noch erfolgreicher gegen die internationale Konkurrenz behaupten?“ Sie denke an eine Kombination von Wettbewerb und arbeitsteiliger Kooperation, bei der für Nutzer klar erkennbar sei: „Da stehen journalistisches Handwerk, Glaubwürdigkeit und Professionalität dahinter.“ Mit nordrhein-westfälischen Verlegern gebe es dazu bereits Gespräche.

Erhalt aller Landesstudios und Regionalbüros

Was die WDR-Intendantin nicht ändern möchte: die Präsenz des WDR in ganz Nordrhein-Westfalen – aktuell mit elf Landesstudios und fünf Regionalbüros. „Es ist wichtig, dass wir bei den Menschen vor Ort sind und mitkriegen, was sie beschäftigt. Das finden die Menschen dann in unseren Programmen wieder“, so Vernau. Der WDR sei die Landesrundfunkanstalt von NRW – und daher sowohl dafür zuständig, das Publikum im NRW mit regionalen Inhalten zu versorgen als auch dafür, NRW auf der deutschlandweiten Ebene sichtbar zu machen, etwa in der ARD Mediathek oder im Ersten Fernsehprogramm. Claudia Hessels kritischer Einwand, dass viele den dafür erforderlichen Rundfunkbeitrag nicht freiwillig zahlen, konterte Vernau damit, dass es sich beim öffentlichen Rundfunk um ein öffentliches Gut handle, das in seinem Nutzen über den Nutzen für den Einzelnen hinausgehe. Daher werde er auch öffentlich finanziert – ebenso wie beispielsweise Infrastruktur, Bildung oder Kultur über allgemeine Steuern finanziert werden, auch wenn sie nicht von jedem einzelnen genutzt werden. 70 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen betrachteten den WDR als „ein Stück Heimat“, nun müsse es gelingen, den WDR auch zur „digitalen Heimat“ zu machen; insbesondere für die Menschen, die die Angebote des WDR noch nicht nutzten. Ihr Ziel sei es, „dass die Bürger in sechs Jahren gerne den Rundfunkbeitrag bezahlen, weil sie der Überzeugung sind, dass es gut angelegtes Geld ist – eben weil der WDR mit seinem Angebot jeden Tag ihren Alltag bereichert.“ Dafür müsse jeder in den WDR Angeboten etwas finden, was ihm gefällt. Außerdem will sie den Haushalt des Senders transparenter machen: Derzeit lege der Rechenschaftsbericht offen, welcher Bereich wie viel Budget habe. Nötig sei aber, „dass wir stärker deutlich machen: für welche Genres, für welche Zielgruppen, für welche Verbreitungskanäle wird wieviel Geld verwendet.“

Angesprochen auf die Kosten für die vier musikalischen Ensembles des WDR, erläuterte Dr. Katrin Vernau: „Wenn man auf die ganze ARD guckt, geben wir in einer Beitragsperiode, die hat vier Jahre, für alle Klangkörper der ARD eine Milliarde Euro aus. Das ist genauso viel, wie wir als ARD für Spielfilme oder für Sportrechte ausgeben .“ Begründet seien die zwei Symphonieorchester, die Big Band und der Chor des WDR, alle durch Rundfunkbeiträge finanziert, historisch: gerade im Hörfunk seien sie für das Programm von essentieller Bedeutung gewesen.. Heute erfüllten die Ensembles des WDR neben ihrer Hör- und Sichtbarkeit im Programm mit Konzerten im ganzen Bundesland ihren Kulturauftrag zusätzlich auf vielfältige Weise, z.B. führten sie  in den Konzerten mit der Maus Kinder und Jugendliche an klassische Musik heran.

Filmhaus: Sanierungskosten seit 2019 stabil

Hildegard Stausberg, Ehrenpräsidentin des Presseclubs, wollte mit Blick auf das Jahresbudget von fast 1,6 Milliarden Euro für den Betrieb mit rund 4.000 Festangestellten wissen: „Welcher Prozentsatz geht da, bevor es überhaupt losgeht, in die schon bestehenden Pensionsansprüche des WDR?“ Intendantin Vernau bekannte, das spontan nicht detailliert beziffern zu können, kündigte aber an, diese Zahl im Nachgang der Veranstaltung zu liefern. (Ergänzende Information des WDR am 21.02.2025: Die Aufwendungen für die Altersversorgung, den Vorruhestand und die Altersteilzeit belaufen sich auf 11,3 Prozent der WDR-Gesamtausgaben, bezogen auf das Geschäftsjahr 2023. Darin sind auch die Rückstellungen für die zukünftige Altersversorgung enthalten.)

Gegen Claudia Hessels Vorhalt, dass die Sanierung des WDR-Filmhauses „finanziell gerade aus dem Ruder läuft“, verwahrte sie sich: Die Planung liege seit 2019 stabil bei 240 Millionen Euro. Noch vor Baubeginn habe man sich für zwei bewusst kalkulierte Planungsänderungen entschieden, durch die es eine Preissteigerung gegeben habe, eine weitere Preissteigerung ergebe sich aus Inflationsraten von 12 bis 13 Prozent jährlich im Baubereich in der Hochkonjunkturphase – gerechnet habe man zu Projektstart 2014 mit vier. „Wir haben das Budget dann nochmal komplett neu kalkuliert, aber seither ist es stabil. Jetzt darf aber auch nichts mehr schiefgehen“, räumte sie ein.

Details

Datum:
19. Februar
Zeit:
19:30 - 22:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667

Details

Datum:
19. Februar
Zeit:
19:30 - 22:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667