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Warten auf die Heinzelmännchen oder auf Godot?

3. November, 2022 um 8:00 - 17:00

Stefan Charles, Kulturdezernent der Stadt Köln, Peter Jungen, Stefanie Ruffen und Peter Pauls, Vorsitzender Kölner Presseclub

Diskussion im Kölner Presseclub über die Kultur- und Großbauten der Stadt

Ein Gespräch mit:
Stefan Charles, Kulturdezernent Köln
Peter Jungen, Vorsitzender des WRM-Stifterrates & Fondation Corboud
Stefanie Ruffen, Architektin und FDP-Ratsmitglied

Moderation:
Peter Pauls, Vorsitzender Kölner Presseclub e.V.

Fotos: Ulrike Brincker

 

von Ulrike Brincker

Heinzelmännchen, rot-weißes Flatterband in der Altstadt, grüneres Gras in der Schweiz und Kölner Kulturbauten – ein Abend mit bunten Facetten. Die große Frage dahinter: Kann Köln Großbauten, vor allem, wenn sie mit Kultur zu tun haben? Warum dauert es Jahrzehnte, um sie zu bauen? Und warum werden die Kulturbauten, die es schon gibt, so wenig gepflegt? Das Wallraf-Richartz Museum zum Beispiel wartet seit zwanzig Jahren auf seine Erweiterung. Das Römisch- Germanische Museum musste 2018 ausziehen, weil die Betriebserlaubnis erloschen war.

Zu Gast bei Peter Pauls im bis auf den letzten Stuhl besetzten Gobelin-Saal des Excelsior Hotel Ernst: Stefanie Ruffen, Architektin und FDP-Ratsmitglied. Sie ist der Meinung, die Stadt Köln solle von Großprojekten besser die Finger lassen, weil sie ohnehin daran scheitere. Ihr persönlicher Albtraum: über Jahrzehnte weiter rot-weißes Flatterband in der Altstadt. Der Unternehmer Peter Jungen. Er ist Vorsitzender des Stifterrates des Wallraf-Richartz-Museums & der Fondation Corbaud. Jungen kennt sich aus mit internationalen Großprojekten und glaubt, dass die Stadt nicht aus ihren Fehlern lerne und dass es ihr obendrein an Entschlusskraft mangele. Die optimistischere Sichtweise, frei nach dem Motto „Wir schaffen das“, vertrat Stefan Charles, gebürtiger Schweizer, Kulturdezernent der Stadt Köln und verantwortlich für die Kulturbauten. Er vertrat die nur in Teilen tröstliche Ansicht, auch in der Schweiz sei das Gras nicht grüner als im Kölner Stadtwald.

Auf der großen To-Do-Liste der Stadt Köln stehen gleich 122 Bauvorhaben. Es geht um Neubau und Sanierung von Brücken, Parkhäusern, Straßen, Schulen und eben auch Kulturbauten. Mit Neubau könne man bei den Wählern punkten, so Stefanie Ruffen, dafür gebe es auch eher Fördergelder. Wer „nur“ Gebäude erhalten wolle, ernte damit keine Lorbeeren. Beispiel Justizzentrum an der Luxemburger Straße: gerade einmal 30 Jahre alt, aber schon so baufällig, dass es nun abgerissen werden solle. Im vergangenen Jahr fielen sogar Gerichtsverhandlungen aus, weil die Klimaanlage den Dienst quittierte. In Köln müsse jetzt, so Stefanie Ruffen, erst einmal der Standard „abgearbeitet“ werden.

Die neuen Museen seien alles Prototypen und die Anforderungen, die an sie gestellt würden, seien enorm, erklärt Stefan Charles. Die verbaute Technik sei oft schon nach zwei oder drei Jahren marode. Die Vergaben würden deshalb immer komplexer und viel Geld ließe sich mit solchen Bauten nicht verdienen. Auch andere Städte, wie zum Beispiel München oder Hannover, hätten mit solchen Problemen zu kämpfen. Aber warum nicht beide Geschichten erzählen? Nicht nur die der ständigen Hiobsbotschaften, sondern auch die der positiven Nebeneffekte: die Übergangslösung für das Kölner Schauspiel habe in Köln-Mülheim ein ganzes Viertel belebt und aufgewertet.

Um jetzt auch die Kölner Innenstadt wiederzubeleben, soll es noch in diesem Jahr ein externer Projektmanager richten – zuständig für den Erweiterungsbau und auch die Sanierung des Wallraf-Richartz-Museums. Schon jetzt koste letztere die Hälfte des damaligen Baupreises, so Peter Jungen, der in Köln Strategien zur Instandhaltung vermisst. Die Stadt Köln habe die Verträge mit Stifter Gérard Corboud gebrochen, der seine Sammlung von über 170 Gemälden als „ewige Leihgabe“ an die Stadt Köln gegeben hatte. Im Gegenzug sollte sie entsprechend präsentiert werden. Peter Jungen rechnet jedoch nicht mit einer Eröffnung vor 2028. Eine Strategie für die Zukunft wäre für ihn: die Stadt muss sich bei aktuellen Projekten begrenzen, Ehrgeiz bei mittelfristigen Projekten entwickeln und den Mut haben, auch Projekte abzusagen.

Vielleicht wäre dann eines Tages die Altstadt nicht mehr mit rot-weißem Band abgesperrt, Archäologische Zone und Via Culturalis wären fertig und auf dem Roncalli Platz ließe sich die Aussicht genießen. Warten auf die Heinzelmännchen? Oder am Ende doch: Warten auf Godot?

Details

Datum:
3. November, 2022
Zeit:
8:00 - 17:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667

Details

Datum:
3. November, 2022
Zeit:
8:00 - 17:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667