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Wie weit reicht der Kampf um die Ukraine?

28. April, 2022 um 19:30 - 23:00

Ein Gespräch mit:
Dr. Sonja Beer, Institut der Deutschen Wirtschaft
Douglas Graf Saurma, Geschäftsführender Vorstand Malteser International
Udo Lielischkies, Russland-Experte, ehem. Leiter ARD-Studio Moskau

Moderation:
Peter Pauls, Vorsitzender Kölner Presseclub e.V.

Foto: Ulrike Brincker

 

Von Ulrike Brincker

1100 Schuss Munition benötigt ein Gepard-Panzer pro Minute, aktuell stehen in Deutschland aber nur 23 000 Schuss zur Verfügung. Munition für gerade einmal 20 Minuten.

Seit der russischen Invasion sind Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht. 384 000 Flüchtlinge landeten bereits in Deutschland.

Schon weit über 600 Millionen Spendengelder kamen über die großen Spendenbündnisse in Deutschland zusammen. So viel wie nie zuvor.

In vielen afrikanischen Ländern sind die Weizenpreise um 25 Prozent gestiegen. Der Hunger ist längst da.

Die nüchternen Zahlen lassen die dramatischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs konkret werden. Nicht nur in Europa, sondern weltweit. Über Armut, Hungerkrisen, Flüchtlingswellen und Erpressung mit Energieversorgung diskutierten im Kölner Presseclub Dr. Sonja Beer vom Institut der deutschen Wirtschaft, Douglas Graf Saurma, Geschäftsführender Vorstand Malteser International und Udo Lielischkies, Russland Experte und ehemaliger Leiter des ARD-Studio Moskau. Moderation: Peter Pauls, Vorsitzender Kölner Presseclub.

Den Anfang machte die russische Armee, doch wie stark ist sie im internationalen Vergleich? Zu welchen weiteren Angriffen ist sie noch fähig? Eine „Pannenarmee“, die nicht „durchorganisiert“ sei, die auch aufgrund von Korruption nur „überschaubar leistungsbereit“ sei, so urteilt Udo Lielischkies, der viele Jahre in Moskau lebte und als Korrespondent über die Kriege in Tschetschenien und Afghanistan berichtete.

Ein Großteil der Armee rekrutiere sich aus russischen Dörfern, die meisten jungen Soldaten würden „verheizt“. Über die konkreten Zahlen werde geschwiegen. Warum dann trotzdem Krieg führen? Es brauche einen äußeren Feind, den Westen, um von den eigenen Problemen abzulenken, eine neue Erzählung für das russische Volk zu schaffen – glaubt Udo Lielischkies.

Die Folgen des Krieges sind auch in Russland gravierend, die Sanktionen treffen auf eine schon vorher finanziell angeschlagene russische Bevölkerung. Neuwagen kosten um 40 Prozent mehr und russische Bankenexperten rechnen in diesem Jahr mit einer Inflation von 22 Prozent. Trotz einer vollen Staatskasse sei mit einem russischen Zahlungsausfall zu rechnen so Dr. Sonja Beer. Genauso dramatisch die Folgen für die internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Für den Fall, dass Russland die Gaslieferung einstelle, sei mit einem Produktionsstillstand zu rechnen, Lieferketten brächen zusammen. Ein Beispiel von vielen: Selbst die Milch könne nicht mehr geliefert werden, denn die Paletten auf denen sie transportiert werden, brauchen russische Nägel. Der freie Handel, von dem alle einmal profitierten, habe eine zu große Abhängigkeit zur Folge gehabt. Das Fazit der Wirtschaftsexpertin: noch könne Deutschland nicht auf das russische Gas verzichten.

Das Festhalten an russischen Gaslieferungen, die zögerliche Haltung der Bundesregierung und die bislang wenig effiziente militärische Unterstützung – das Ansehen von Deutschland habe Schaden genommen, darin waren sich die Experten auf dem Podium einig. Doch auf der anderen Seite gebe es eine enorme Spenden- und Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung. Das „wunderbare Gesicht von Deutschland“ so Douglas Graf Saurma, der mit Malteser International die Hilfe vor Ort koordiniert. Kein einfaches Unterfangen, wenn 30 000 Menschen an der Grenze betreut werden müssen. Von Lebensmitteln, Medikamenten, über Feldbetten und Schlafsäcken bis hin zu sanitären Einrichtungen muss alles per LKW transportiert werden. Die Spendengelder werden noch viele Jahre gebraucht, sowohl für den Wiederaufbau in der Ukraine, aber auch für Hilfe in afrikanischen Ländern, die aufgrund von steigenden Weizenpreisen von Hungersnot bedroht sind. Mit größeren Fluchtbewegungen in Richtung Europa sei zu rechnen.

Der Krieg in der Ukraine werde noch länger dauern, auch darin waren sich die Experten einig. Seine weltweiten Folgen dramatisch.

Details

Datum:
28. April, 2022
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667

Details

Datum:
28. April, 2022
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667