Newsletter 23. Juli 2021

Newsletter vom 23.07.2021


Die Gesichter der unermüdlichen Helferinnen und Helfer sind die andere Seite der Krise

Sehr geehrte Mitglieder,

liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

die Flut hat Orte in unserer nächsten Umgebung in Katastrophenzonen verwandelt. Beinahe jeder hat einen Verwandten, Freund, Bekannten oder Kollegen, dessen Zuhause zerstört wurde. Offenbar müssen wir alle, aber insbesondere die Behörden und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten lernen, ein Sensorium und vor allem eine klare Eindringlichkeit zu entwickeln, um künftig effektiv zu warnen. Starkregen kann tödlich sein. Bereits Minuten können darüber entscheiden. Eine Totenzahl, welche vielleicht bald die 200er Grenze übersteigen wird, mahnt uns alle.

Erst hörte es sich an, als wüte ein wildes Tier im Keller. Es riss Regale um und in das Klirren mischte sich dann das Gurgeln von Wasser. Da erst erkannte mein Freund die Gefahr.  Nach kurzer Stille kam das Wasser den Treppenaufgang aus dem Keller hinauf, schildert er. Stufe um Stufe stieg das Wasser und schließlich stand die Wohnung einen Meter hoch unter Wasser. Tröstend sei nur die Erkenntnis, nicht im Keller überrascht worden und deshalb mit dem Leben davon gekommen zu sein. 

Das versteinerte Gesicht von Henrik Hanstein werde ich so bald nicht vergessen. Der Chef des Kunsthauses Lempertz in Köln erlebte die Flut in seinem Haus nahe Zülpich, das auf aktuellen Fotos wie eine Wasserburg aussieht. Rechtzeitig heulende Sirenen und entschlossene Warnungen des WDR, der im Katastrophenfall eine Informationspflicht hat, hätten ihm die entscheidenden Minuten gegeben, unwiederbringliche Werte zu sichern und eine sechsstellige Schadenssumme abzuwenden, berichtet er bitter. Auch er ist froh, mit dem Leben davongekommen zu sein. Um sein Haus herum hat die Flut Tod und Zerstörung gebracht.

Doch was wir auch erlebt haben, sind die vielen Retter. Und wenn man in diesen harten Stunden etwas wie Zuversicht schöpfen möchte, dann sind es diese Menschen, die mit ihrem Einsatz für Hilfe und Unterstützung stehen. Auf dem Internet-Netzwerk „LinkedIn“ fiel mir das Gesicht einer erschöpften jungen Frau auf, die nach 36 Stunden ohne Schlaf auf dem Weg nach Hause war. „Um ein paar Stunden Kräfte zu sammeln,“ schrieb Sarah Rupperath, eine der vielen ehrenamtlichen Helferinnen. „Bis der Melder erneut Alarm schlägt.“


Ihr Bericht ist mir unter die Haut gegangen. Ich danke der jungen Frau, dass ich wörtlich übernehmen darf, was sie in der Ausnahmesituation aufschrieb:

„Als eine der ersten Einsatzeinheiten des Katastrophenschutzes vor Ort haben wir in kürzester Zeit mitten in der Nacht eine Notunterkunft hochgezogen – in einer Region ohne Strom, ohne Handynetz, ohne Internetempfang. Eine Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin. Die Ortschaften ringsum: geflutet. Die Schicksale der 400 Menschen, die zu uns kamen: erschütternd. Die Nachbarschaftshilfe der Ortschaften untereinander: ergreifend. Das ist der Ernstfall, für den wir als Ehrenamtler trainieren und dennoch hoffen, dass er nie eintritt.

Danke an die Einsatzleitung unter Robert Osten  und das wundervolle Team der Einsatzeinheit 03 Bonn, den Arbeiter-Samariter-Bund Bonn/Rhein-Sieg/Eifel, die anderen Organisationen und die unzähligen privaten Helfer vor Ort. Danke auch an alle Arbeitgeber (inkl. meinem), die die Helfer freistellen und die Firmen, die selbst gerade tatkräftig unterstützen.“ Sie schloss mit den Worten: „*aufgrund des zunehmenden „Hochwassertourismus“ und aus Respekt vor den Opfern ist ganz bewusst kein Bild aus dem Katastrophengebiet eingefügt.“ Die 33jährige Sarah Rupperath steht für viele abertausende anderer junger Menschen, die nur von einem Gedanken bewegt sind: Sie wollen Menschen in Not helfen.

Sein Haus sei völlig von Wasser umschlossen, sagte mein Zahnarzt, Dr. Hans-Jörg Fuhr, jüngst am Telefon. Er könne mich leider nicht behandeln. Die Sülz, die neben seinem Haus in Hoffnungsthal im Bergischen fließt, hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt, der großflächig Gärten und Straßen überschwemmte. Aus der Gefühlsmelange aus Sorge, Zerstörung und Ohnmacht der vergangenen Tage nahm auch er ein Bild der Zuversicht mit: Es waren die jungen Männer der freiwilligen Feuerwehr Rösrath, Löschgruppe Hoffnungsthal, die mit dem erklärten Willen zur Hilfe anrückten, selbstlos Bedrängten zur Seite standen und trotz Einsatz ihres eigenen Lebens nicht viele Worte machten. Nachdenklich macht Hans-Jörg Fuhr, dass die freiwillige Feuerwehr von Nachwuchssorgen geplagt ist.

Neben all den Gedanken, die uns aufgegeben sind, können wir zumindest eines mitnehmen: Die Gesichter der Helfer und Helferinnen, die in der Stunde der Not ihren Mann und ihre Frau stehen. Auch das ist eine Seite der Krise.

Ich grüße Sie und verabschiede uns vom Kölner Presseclub nun hoffentlich tatsächlich in die Sommerpause.

Herzlich

Ihr

Peter Pauls

Sarah Rupperath gab mir einige Spendenkonten mit auf den Weg:

Arbeiter-Samariter-Bund Bonn/Rhein-Sieg/Eifel e.V.
Sparkasse KölnBonn
BIC: COLSDE33XXX
IBAN: DE95370501980013808886
In Erftstadt gibt es ein Spendenkonto der Stadt: Kontoinhaber Stadt Erftstadt
IBAN DE20 3705 0299 0190 2794 24

Für die Opfer des Starkregens mit großflächigen Überschwemmungen vor allem in Swisttal und Rheinbach hat der Rhein-Sieg-Kreis zw

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