Weltstadt und Wirklichkeit
„Ich sehe es so“
von Peter Pauls
Auf einmal funkelt es wieder international. Das Treffen der weltweit 20 wichtigsten Außenminister (G20) knüpft an den Glanz vergangener Tage an, als Bonn noch Regierungssitz war. Überhaupt wird 2017 ein großes Jahr für Kölns Nachbarn, die Weltstadt, Sitz von 150 internationalen und international tätigen Institutionen sowie eines UN-Campus mit dem Welt-Klimasekretariat mittendrin. Zur Weltklimakonferenz im Herbst werden 20 000 Besucher erwartet, der nächste Höhepunkt 2017.
Hinter all der Internationalität vermute ich, vereinfacht gesagt, auch ein schlechtes Hauptstadt-Gewissen. Das Bonn-Berlin-Gesetz – es regelt die (Ver-)Teilung von Regierungsstellen – wird auf Berliner Seite nur missmutig eingehalten. Auch Politiker aus dem Westen wie Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) rütteln daran. Um die Bonner, das Rheinland und das ganze Bundesland NRW bei Laune zu halten, schiebt man – so mein Eindruck – hin und wieder Internationales an den Rhein. Das klingt böser, als es gemeint ist. Denn gesteuerter Strukturwandel bedarf einer gestaltenden Kraft. Was geschieht, wenn man die Dinge sich selbst überlässt, ist in den USA zu beobachten. Eine verunsicherte Mittelschicht fühlt sich bei Donald Trump besser aufgehoben als bei dem intellektuellen Establishment.
Quelle: KSTA 17.2.2017