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Die Qual der Wahl

23. September, 2021 um 19:30 - 23:00

Ein Gespräch mit:
Dr. Hubertus Bardt, Geschäftsführer beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW)
Marion Sollbach, Direktkandidatin für den Deutschen Bundestag
Jens Lönneker, Psychologe, Gründer und Inhaber der Fa. rheingold-salon

Moderation:
Michael Hirz, Vorstandsmitglied des Kölner Presseclub e.V.

Fotos: Ulrike Brincker

Aus unterschiedlichen, aber bewusst nicht parteipolitischen Blickwinkeln soll diskutiert werden.
Was bedeutet die Wahl wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch?

Wahlkampf 2021 – brennenden Wahlcontainer, verunstaltete Plakate, Politiker*innen, die Polizeischutz brauchen und die große Frage: Wer mit wem? Aber was bedeutet die Wahl wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch? Darüber diskutierten im Kölner Presseclub Jens Lönnecker, Psychologe und Geschäftsführer von Rheingold Salon, Marion Sollbach, Direktkandidatin der SPD und Dr. Hubertus Bardt, Geschäftsführer beim Institut der Deutschen Wirtschaft. Moderation: Michael Hirz.

Große Aufregung um falsche Lacher, Razzien, verunglückte Wahlspots und abgeschriebene Buchpassagen. Der Wahlkampf sei lange frei von Inhalten gewesen sagt Dr. Hubertus Bardt. Denn wer sich jetzt konkret zu seinem Programm äußere, müsse damit rechnen, dass andere nachrechnen. Widerspruchsfreie Programme könne es nicht geben.

Deshalb werden Inhalte im Wahlkampf immer weiter auf Bilder und Köpfe verdichtet und medial in Windeseile verbreitet. Der eine grinst nur noch schlumpfig, der andere verbreitet Onkelcharme. Politiker haben gelernt, so die einhellige Meinung unter den Gesprächsteilnehmern, dass sie bei zu viel Willen zur Veränderung nicht gewählt werden. Und wer kann heute noch von sich sagen: Ich habe einen Traum?

Trotz aller Sehnsucht nach einer starken Führungspersönlichkeit hätte ein Herbert Wehner heute keine Chance mehr gehabt so Marion Sollbach. Zu viele Ecken, zu viele Kanten und vor allem zu stark. Politiker gingen heute den langen Weg durch die Instanzen. „Nach 30 Jahren Plakate kleben sind die Ecken und Kanten weg“. Die Kölner SPD-Politikerin macht noch klassischen Tür zu Tür Wahlkampf. Schlechte Erfahrungen hat sie in ihrem Stadtbezirk bislang nicht gemacht. Im direkten Gespräch mit den Wähler*innen wird sie immer wieder mit der Frage konfrontiert: Was verbessert Ihr an meinem Leben? Wann gibt es den neuen Radweg? „Wir verändern etwas, aber nur bei den anderen. Das wollen die Leute hören. Megatrends sind nicht gewünscht“.

Mit „Sie kennen mich“ warb Angela Merkel um Stimmen. Ein Erfolgsrezept, das die Stimmungslage in einen Satz packt. Der Psychologe Jens Lönnecker hat die Bereitschaft der Deutschen zur Veränderung untersucht: Man hätte es gerne irgendwie moderner, aber bitte nicht zu viel Veränderung. Denn schließlich sei doch alles schön so. „In Deutschland entwickeln wir viel Energie, wenn es darum geht etwas zu bewahren, zu erhalten, oder etwas wieder aufzubauen wie jetzt aktuell im Ahrtal.“ Doch vor dem Hintergrund von Klimakrise und demographischen Wandel brauche es stattdessen kreative Zerstörung. Und vieles fühle sich in Deutschland an wie auf dem Knotenbahnhof Hamm-Westfalen. Nichts bewegt sich. Große Bauprojekte zum Beispiel brauchen meistens mehrere Jahrzehnte, bis sie fertig sind. „Unsere Infrastruktur hat Arteriosklerose“ so Lönneckers Befund. „Aber wir leben damit und betreiben Problembewunderung.“

„Es gibt nicht den Moses, der den Weg zum gelobten Land zeigt“ meint Dr. Hubertus Bardt. Veränderung entstehe heute weniger durch Personen, denn durch Versuch und Irrtum. Das brauche Zeit in einer freien Gesellschaft. „ Und wer mag schon wirklich Veränderung? Niemand mag das. Hinterher ist man froh, dass es passiert ist. Wenn es vor der Tür steht mag das keiner.“

Von Ulrike Brincker

Details

Datum:
23. September, 2021
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667

Details

Datum:
23. September, 2021
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667