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Köln: Kultur und Corona

10. März, 2022 um 19:30 - 23:00

Ein Gespräch mit:
Stepahn Charles, Kulturdezernent der Stadt Köln

Moderation:
Claudia Hessel, Mitglied des Kölner Presseclub

Foto: Ulrike Brincker

 

Von Ulrike Brincker

Ein Mann, der seinen Schreibtisch meidet, der noch nie in einer Verwaltung gearbeitet hat, der nach eigenem Bekunden von Kommunalpolitik keine Ahnung hat (Raunen im Publikum). Er kommt aus der Schweiz, kennt aber immerhin schon Bruchstücke des rheinischen Liedguts: Stefan Charles, neuer Kulturdezernent der Stadt Köln.

Der 54-jährige hat sich viel vorgenommen für seine Amtszeit. Er hat große Pläne und das „Gefühl am richtigen Ort zu sein“. Beispiel Ukraine Krieg: jeder vierte Kölner sei am Rosenmontag im Protestzug „mitmarschiert“, überall fänden Aktionen statt und die Kölner Kultur zeige, dass sie zusammenarbeiten will. Über so viel Engagement in Köln war er als Schweizer sprachlos.

Stefan Charles hat schon vieles gemacht in seinem Leben: Er war Creative Direktor in einem Musikverlag, , Geschäftsführer eines Technoclubs, Dozent an der Zürcher Hochschule für Künste, kaufmännischer Direktor im Kunstmuseum Basel und zuletzt Kulturchef beim Schweizer Radio und Fernsehen sowie Mitglied der Geschäftsleitung. Fast immer hat er sich die Neuausrichtung der jeweiligen Institution auf die Fahnen geschrieben. Sein aktueller Arbeitsauftrag für Köln lautet: der Stadt mehr Strahlkraft verleihen (Gelächter im Publikum). „Ich gehe da manchmal etwas naiv ran, vielleicht ist das besser so“ (Gelächter im Publikum). Er ist aber überzeugt davon, dass die Veränderungsbereitschaft in der Stadt groß sei. In Köln gebe es alles, was man brauche: Man müsse nirgends hin, es sei doch alles schon da. Die Schweiz hingegen sei so klein, da müsse man immer gucken, was die anderen machen. Sich mit anderen vergleichen – das schenke sich der Kölner lieber. Wenn es überhaupt eine Schwäche gebe, dann sei es diese.

Als Schweizer hat Stefan Charles den Blick von außen auf die Stadt. Und er hat sogar noch Freunde, die ihn hier besuchen wollen (Gelächter im Saal). Köln sei kein „unbeschriebenes Blatt“ in der Schweiz und gelte nach wie vor als wichtige Kulturmetropole, wo viel Neues entstehe. Platz 2 hinter Berlin.

Wichtig für Stefan Charles: nicht nur die großen Kulturtempel zu fördern und weiterzuentwickeln, sondern auch die freie Szene. Die Kultur dürfe nicht an die Ränder gedrängt werden, weil die Flächen in der Innenstadt zu teuer seien. Noch immer gebe es Brachen und Leerflächen, die genutzt werden könnten, zum Beispiel auch für Ateliers. Er möchte die Tanzszene stärken, den Deutschen Jazzpreis nach Köln holen, einen Performing Arts Verbund mit Belgien und den Niederlanden starten.

Die maroden Museen sollen mehr zusammenarbeiten und „neu gedacht“ werden. Sein Plan: teilweise Ticket freie Bereiche schaffen und mit neuen Themen auch jüngere Besucher in die Museen locken. Zum Beispiel mit dem Thema „Nachhaltigkeit“. Das Museum Ludwig konzipiere schon jetzt Ausstellungen, die möglichst wenig Emissionen verursachen. „Wir sind hier ziemlich an der Spitze für solche Themen und Entwicklungen“ befindet Stefan Charles. Es brauche nur ein neues „Narrativ, um eine solche Erfolgsstory zu entwickeln“.

Stefan Charles, ein Mann mit vielen Plänen, einer guten Portion Optimismus und einer noch größeren Portion Humor. Letztere wird er brauchen können, um sich in der Kölner Verwaltung durchzuschlagen.

Details

Datum:
10. März, 2022
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667

Details

Datum:
10. März, 2022
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

Excelsior Hotel Ernst
Trankgasse 1-5
Köln, 50667