Lade Veranstaltungen

« Alle Veranstaltungen

  • Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

Starke Frauen Sonia Mikich: Hingehen, wo es passiert

30. Mai, 2022 um 19:30 - 23:00

Motto für ein Journalistinnen-Leben, aber auch der rote Faden einer Biografie

Ein Gespräch mit:
Sonia Mikich, Journalistin

Moderation:
Michael Hirz, Vorstandsmitglied Kölner Presseclub

Foto: Ulrike Brincker

 

Sonia Mikich ist nie lange irgendwo geblieben. Das Weiterziehen war für sie (fast) immer schöner. 1951 wurde sie in Oxford geboren, in London ging sie zehn Jahre lang zur Schule, nach der Trennung der Eltern zog sie mit ihrer Mutter nach Herne. Der Berufswunsch stand schnell fest. Mit Journalismus ließ sich die Welt entdecken und man kam obendrein noch raus aus Herne und dem Pott. In der Reihe „Starke Frauen“ berichtete sie im „rheingold salon“ auf Einladung des Kölner Presseclubs über ihren Werdegang.

In ihrer Autobiographie „Aufs Ganze. Die Geschichte einer Tochter aus scheckigem Haus“ (2022) lässt sie ihr ruheloses Leben Revue passieren. Es ist die Geschichte einer Frau, die sich selbst wie folgt beschreibt: „Scheidungswaise, Kleineleutekind, Britin, Halb-Serbin, Linke, Feministin, Kabarettistin, Punksängerin, Akademikerin, Auslandskorrespondentin, kinderlos, zwei Mal Gattin, Abenteuerin, Kriegsreporterin, Chefredakteurin.“

Die meisten Leute sehen in ihr zuerst die Journalistin, die zur Primetime die Welt und den Krieg erklärte. Nach einem Volontariat beim WDR, arbeitete sie als Redakteurin und Reporterin in der Auslandsredaktion. Sie ist die Jüngste und auch die einzige Frau in einer Männerdomäne, in der alles, was sie tat, „kritisch beäugt“ wurde. „Die Herren hatten schon ihre Federn am Hut“ und wer sich beweisen wollte, musste bereit sein, auch schwierige Themen zu übernehmen. Das tat sie, meistens „ohne viel nachzudenken“. Das Wollen und das Machen waren ihr wichtiger, berichtete sie im Gespräch mit Michael Hirz.

1992 wurde sie auf Wunsch von Gerd Ruge Korrespondentin im ARD-Studio Moskau. Nicht nur ein großer Karrieresprung, sondern auch der Beginn der „schönsten Jahre“ in ihrem Journalistinnen Leben. Kurz gesagt: die „Champagnerjahre“. Es waren die Jahre des Wandels nach dem Zerfall des Sowjetimperiums, des demokratischen Umbruchs. Es war das Russland, das sie liebte.

Es gab „viel zu erzählen“ damals, sowohl vor der Haustür als auch in Afghanistan oder Tschetschenien. Legendär ihr Interview mit Tschetschenen Präsident Dudajew, der damals als russischer Staatsfeind Nr. 1 galt. Viele wollten ihn eliminieren, viele wollten ihn interviewen. Das gelang Sonia Mikich in einer abenteuerlichen Nacht und Nebel Aktion.

Als erste Frau leitete sie ab 1996 das ARD-Studio Moskau. Sie erlebte in dieser Zeit, wie Wladimir Putin die politische Bühne betrat und das Land grundlegend verwandelte. Ein „Kriegspräsident“, der mit großer Brutalität in bewaffnete Konflikte ging, die Medien entmachtete und demokratische Strukturen rückgängig machte.

Es folgte eine weitere Station im Studio Paris, bis sie 2002 als „Wilde aus dem Ausland“ wieder in Köln landete. Zunächst als Leiterin bei „Monitor“, wo die „Schuhe ihrer Vorgänger“ angeblich riesig waren, dann als Leiterin der „Programmgruppe Inland“ und schließlich als WDR-Chefredakteurin. Ziemlich viel Leitung und Karriere, doch das Drinnen sein schmeckte ihr erstmal nicht. Wie eine „wandelnde Unterschriftenmappe“ kam sie sich vor. Und obendrein musste sie einschneidende Budgetkürzungen durchsetzen und war mit einer MeToo Debatte im eigenen Haus konfrontiert.

Und heute? Wie schaut sie inzwischen auf Russland, das Land, mit dem sie so viel verbindet? Ihre Freunde und Bekannten vor Ort seien in Schockstarre. Niemand, der sich wehrt. Die Angst verhaftet zu werden, sei zu groß. Einen Aufstand oder Putsch werde es in Russland vermutlich nicht geben. Doch wenn es sich irgendwann einmal herumgesprochen habe, wie viele Opfer der Krieg in der Ukraine tatsächlich gefordert habe, dann könne es eine „Erosion“ geben, die die öffentliche Meinung ändere. Das Zeitgeschehen lässt Sonia Mikich nicht los und das Reisen hat sie auch nicht aufgegeben. Ein bisschen Unruhestand muss schließlich sein.

Regelmäßig pendelt sie zwischen Köln und einem kleinen Stück Land irgendwo in Griechenland. Weit weg von allem Mediengetöse schreibt sie in ihrer „Erdfalte“ Bücher und wenn das getan, arbeitet sie im Garten, legt Oliven ein oder hört den Nachtigallen zu. Die pure Idylle? Kann eigentlich nicht sein. Ein blauer Himmel – so was von langweilig in ihren Augen. Vorbeiziehende Wolken, die den Himmel ordentlich aufmischen, sind doch viel spannender.

Details

Datum:
30. Mai, 2022
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

rheingold salon
Hohe Straße 160-168
Köln, 50667 Deutschland

Details

Datum:
30. Mai, 2022
Zeit:
19:30 - 23:00

Veranstaltungsort

rheingold salon
Hohe Straße 160-168
Köln, 50667 Deutschland