Glückliches Bayern

Die strenge Stausberg

Glückliches Bayern
In den letzten Monaten war ich mehrfach zu Konferenzen in München. Zweimal wurde ich in die bayrische Landeshauptstadt von Frankfurt am Main aus im Auto mitgenommen. Ein interessante Erfahrung sind bayrische Autobahnraststätten: Sie sind nicht nur perfekt durchorganisiert, blitzsauber und mit einem Riesensortiment ausgestattet, gleich daneben schließen sich großzügig gestaltete Kinderspielplätze an mit Ruhebereichen für Eltern und Erwachsene.

In München kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Graffiti gibt es, aber nur hier und da und nicht als unbeherrschbar gewordene Seuche wie in vielen anderen Städten. Zum Einkaufen lädt in München ein immer noch gepflegtes Einzelhandelsangebot ein. In den Innenstädten vieler deutscher Metropolen dominieren hingegen nur die ewig gleichen Großhandelsketten das erschütternd trostlose Bild eines völlig standardisierten und monotonen Verkaufsangebots.

Und das Personal? Sicher, es kann nicht überall so muffelig daherkommen wie in der Hauptstadt – wo sich allerdings unter dem Einfluss der Zugereisten einiges zum Besseren wendet. Aber dieses meist mit einem freundlichen Lächeln verbundene „Grüß Gott“ tut doch gut. Es ist wie eine Erinnerung aus einer fernen Zeit, als wir ein Land waren, in dem auf Höflichkeit Wert gelegt wurde – zu der man im Übrigen auch erzogen worden ist.

In den nächsten Tagen feiert München den 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß, des Mannes also, der wesentlich zur strukturellen Modernisierung, zu Aufschwung und Wohlstand des ehemals verdammt armen Bayerns beigetragen hat. Umstritten war der 1988 verstorbene Vollblutpolitiker immer. Und so sammelt sich die Phalanx seiner alten Gegner wieder zum Gefecht: Die alten Reflexe sind quicklebendig. Jetzt will die Opposition in Bayern gar dem Münchner Festakt fernbleiben. Na und? Franz Josef Strauß ist seit 27 Jahren unter der Erde – dass er in viele „Deals“ verwickelt war, ist auch nichts wirklich Neues. Viel spannender ist die Frage, warum es den Bayern so viel besser geht als dem Rest der Republik. Fast überall liegen sie vorn: Sie sind am geringsten verschuldet, sie investieren am meisten, man zahlt die wenigsten Steuern.

Und wenn man da ist, spürt man: Dem Land geht es einfach gut. Das liegt auch an Franz Josef Strauß, aber nicht nur. Also: Warum nimmt man sich nicht einfach vieles dort zum Vorbild? Vielleicht bekommt man in Berlin dann auch den Flughafen fertig.

von Dr. Hildegard Stausberg
Quelle: welt.de

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