Himmelfahrtskommando

Die strenge Stausberg

Himmelfahrtskommando

Es gibt Aufgaben, die tituliert man gern als „Himmelfahrtskommando“. Niemand würde leugnen, dass diese Definition ohne Wenn und Aber zutraf auf den Posten eines Polizeipräsidenten von Köln nach den schrecklichen Silvesterereignissen.

Am 19. Januar 2016 war Jürgen Mathies, als er dieses Amt antrat, jedenfalls nicht zu beneiden. Er musste innerhalb kürzester Zeit rund um den Dom und den Hauptbahnhof wieder für Recht und Ordnung sorgen, er musste – vor dem Hintergrund wachsender terroristischer Bedrohungen – Sicherheitskonzepte entwickeln für die dann folgende Zeit des immer schon schwer zu kontrollierenden Kölner Straßenkarnevals. Er musste die – viel zu häufigen – Großdemonstrationen in der Domstadt managen und nicht zuletzt für dieses Silvester ein neues, tragfähiges Sicherheitskonzept entwickeln. Wenn man ehrlich ist, bleibt in Köln noch viel zu tun, aber richtig ist auch: Jürgen Mathies hat eine Menge erreicht. Vom ersten Tage an hat man ihn als kompetent, mutig und schnell erlebt, entschlossen zupackend, die Bürger und seine Verantwortung im Blick.

Und so ist es nur richtig und wichtig, dass man das auch anerkennt: Mathies wurde in diesen Tagen offiziell ausgezeichnet durch den Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888. Spannend ist dabei, dass man mit Mathies endlich einen Mann ehrt, der aus der Polizei selbst kommt. 1960 in Wuppertal geboren, trat er 1977 in den normalen Polizeidienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein – und jahrelang war er im einfachen Wachdienst tätig. Anders als seine beiden SPD-Vorgänger kennt der parteilose neue Kölner Polizeipräsident also die Lage „an der Front“ aus eigener Anschauung.

Und eben darum geht es in dieser Zeit, in der sich immer mehr verunsicherte Polizisten von einer feigen Politik und trägen Justiz alleingelassen fühlen. Schreckte uns im letzten Jahr die Deutsch-Griechin Tania Kambouri auf mit ihrem Buch „Deutschland im Blaulicht: Notruf einer Polizistin“, so tut dies nun der ehemalige Bundespolizist Nick Hein durch die Veröffentlichung seiner Erlebnisse in „Polizei am Limit“. Wieder geht es um stetig wachsende Gewalt gegen Polizisten, um fehlende oder viel zu lasche Strafverfolgung im Allgemeinen und bei Wiederholungstätern im Besonderen und auch um eine oft skandalös veraltete Ausrüstung der Polizei. Männer vom Kaliber eines Jürgen Mathies könnten Änderungen einleiten – ohne härtere Richter bringt das aber nichts.

von Dr. Hildegard Stausberg
Quelle: welt.de

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