Hinweise des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ignoriert
Hinweise des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ignoriert
Köln – Haben die Ermittlungsbehörden ernstzunehmende Hinweise zum Anschlag in der Keupstraße 2004 und zur Neonazi-Mordserie nicht konsequent verfolgt? Vor Jahren wurden die Kölner Behörden von der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf eine frappierende Ähnlichkeit zwischen Phantombildern von Verdächtigen hingewiesen. Im April 2005 wurde ein neues Phantombild zum Anschlag in der Keupstraße veröffentlicht. Im Juni 2005 wurde in Nürnberg ein Dönerbudenbesitzer erschossen, wenig später wurde mit Hilfe von Zeugenaussagen ein Phantombild zu dieser Tat angefertigt.
Doch die Behörden selbst stellten offenbar keinen Zusammenhang
zwischen den Zeichnungen und somit den Morden und dem Bombenanschlag von Köln her. Die Phantombilder beider Fälle wurden nie für eine gemeinsame, öffentliche Fahndung genutzt.
Etwa ein Jahr später stieß Hans-Jürgen Deglow von der Redaktion auf beide Phantombilder. Die Ähnlichkeit war in der Tat frappierend: Beide Bilder zeigen einen jungen Mann mit schmalem Gesicht, schlanker, langer Nase und vor allem: Er trug in beiden Fällen eine Mütze, die bis ins Detail übereinstimmt. Das schien tatsächlich eine heiße Spur zu sein.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erkundigte sich daraufhin bei der Kölner Polizei, ob ihr ebenfalls beide Phantombilder vorlägen und ob sie aufgrund der Ähnlichkeit einen Zusammenhang zwischen den Taten sehe. Die Antwort kam schon nach wenigen Minuten – und war absolut und dementierend: Nein, die Ähnlichkeit sei zufällig, es gebe da aus Sicht der Ermittler keinen Zusammenhang. Nachfragen blieben erfolglos.
Zu diesem Zeitpunkt, so viel ist jedenfalls heute klar, war nicht nur bekannt, dass die Nagelbomber in Köln ihren Sprengsatz auf einem Fahrrad transportierten. Mindestens in zwei Fällen der Mordserie waren die Täter ebenfalls mit Fahrrädern zu den Tatorten gekommen.
2014 zitierte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ einen Ermittler mit dem Satz: „Beim Vergleich der Lichtbilder der Verdächtigen aus Thüringen mit dem Phantombild des Nagelbombers dürfte selbst ein Laie Übereinstimmungen erkennen.“ (EB)