Abschied einer großen Dame
Der Kölner Presseclub trauert um sein Mitglied Ingrid von Pochhammer. Im Alter von 90 Jahren ist sie überraschend gestorben. Sie gehörte zu jener journalistischen Generation, deren Wirken dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen in den 1960er-Jahren zu Blüte und Anerkennung verhalf.
Ihr Weg führte über Peter von Zahn, einen TV-Journalisten der „Stunde null“, ersten festen US-Korrespondenten und später Geschäftsführer der „Windrose“, die Korrespondentenberichte aus aller Welt lieferte. Er wurde auf die junge Ingrid von Pochhammer aufmerksam, da sie internationale Erfahrung mitbrachte – als Tochter eines Diplomaten wuchs sie in Ländern wie Indien, China und Argentinien auf. Deren Hauptstadt Buenos Aires wurde für sie ein Herzensort. Das kleinbürgerliche Deutschland der Nachkriegszeit machte es ihr, die früh die Welt gesehen hatte, nicht leicht.
Bei Peter von Zahn lernte die junge Frau das Handwerk der Filmproduktion und erhielt die Chance, an großen Projekten mitzuwirken. 1966 bekamen Peter von Zahn und die „Windrose“ den renommierten Grimme-Preis für die Dokumentation „Paragraf 175. Die Homosexuellen – Betrachtungen zum Problem der Strafrechtsreform“. Für Ingrid von Pochhammer, die daran mitgewirkt hatte, war dies ein prägendes Erlebnis.
Später wechselte sie zur Produktionsfirma Filmpool, wo sie die Journalistin und Moderatorin Gisela Marx in der Unternehmensleitung unterstützte. Dort entstanden Formate, die die Fernsehkultur prägten, auch in der Zusammenarbeit mit Wolfgang Menge bis hin zu hochwertigen Tatort-Folgen. Später kamen Dokusoaps und Gerichtsshows hinzu, die ein Millionenpublikum erreichten. Am bekanntesten wurde „Richterin Barbara Salesch“, eine der langlebigsten und erfolgreichsten Sendungen ihres Genres.
Bis zu ihrem 83. Lebensjahr blieb Ingrid von Pochhammer bei Filmpool aktiv – in einer Branche, die sich ständig wandelte, war sie eine stets respektierte Größe. Mit mildem Spott, der auch ihr selbst gelten konnte, mit innerer Distanz und Selbstironie gelang es ihr, Hürden des Alters zu nehmen oder sie zumindest mit Abstand zu kommentieren. Wer sie kannte, vermisst die Grande Dame der Filmproduktion. (pp)
Diese Zeilen entstanden mit Hilfe ihrer Freundin Ute Diehl, einer Pionierin des dokumentarischen Fernsehens, deren Serie „Die Fußbroichs“ ebenfalls mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.