Ostdeutsche kennen die Pappenheimer in Kuba

Die strenge Stausberg

Ostdeutsche kennen die Pappenheimer in Kuba
Dr. Hildegard Stausberg

Steinmeier traf in Havanna den richtigen Ton – im Gegensatz zu vielen anderen Spitzenpolitikern. Hierzulande gehören ehemalige DDR-Dissidenten zu den besten Kubaspezialisten. Das sollte man nutzen.

Zweimal wurde die Reise verschoben, jetzt fand sie doch noch statt: der erste Besuch eines Außenministers der Bundesrepublik in Kuba, ein diplomatischer Meilenstein. Natürlich gab es das Foto mit Raúl Castro – ein freundlicher Händedruck, na bitte. Und natürlich gab es auch ein Gespräch mit dem kubanischen Amtskollegen Bruno Rodríguez Parrilla, Offizier der kubanischen Armee und Angolakämpfer.

Und natürlich kam eine Wirtschaftsdelegation im Schlepptau Frank-Walter Steinmeiers mit, schließlich ist die Insel so runtergewirtschaftet, dass es da viel zu tun gäbe, immer vorausgesetzt, die Konditionen stimmen. Gerade darüber gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Der riesige Staatsapparat will sich durch angebliche „Reformen“ mehr Geld verschaffen und überleben – das bedeutet aber nicht automatisch mehr Wohlstand für die Bürger.

Was Steinmeiers Besuch wohltuend abhob von anderen Visiten auf der Zuckerinsel, ist die Art und Weise, wie er seine Aufgabe gemeistert hat: Er war freundlich und verbindlich, aber auch zurückhaltend. Dafür gilt ihm aufrichtiger Dank.

Kuba, ein Vorbild? Lachhaft

Denn wenn man sich ansieht, was Europas Politiker in diesen Wochen so alles in Havanna von sich geben, kann einem schlecht werden. Frankreichs Staatspräsident Hollande etwa verstieg sich zur Behauptung, Kuba sei „ein Musterbeispiel für die Region“.

Ein Land ohne freie Wahlen, ohne Pressefreiheit, in dem die Gegner des Regimes immer noch verfolgt werden, in dem von elf Millionen Kubanern weit mehr als eine Million in die Bespitzelungsarbeit der Sicherheitssysteme eingebunden ist – ein Vorbild? Und das aus dem Munde eines Mannes, der eine Nation repräsentiert, die einmal für Freiheit und Gleichheit auf die Barrikaden gegangen ist!

Dabei gibt es in Europa durchaus Länder, die im Umgang mit dem kubanischen Regime auch auf die Einhaltung der Menschenrechte bestehen: Es sind die Osteuropäer, die aus eigener Anschauung noch sehr genau wissen, wie wichtig die Unterstützung der Dissidenten für den Freiheitsprozess ihrer Länder war.

Die Bundesrepublik wiederum ist in einer besonderen Lage, schließlich war die ehemalige DDR der – nach der Sowjetunion – wichtigste Partner der Kubaner, und zwar nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch. Und so gehören einige prominente ehemalige ostdeutsche Dissidenten zu den besten Kubaspezialisten unseres Landes, etwa Markus Meckel. Diese sollte man in den jetzt beginnenden Annäherungsprozess offen einbeziehen – denn sie kennen ihre Pappenheimer.

von Dr. Hildegard Stausberg
Quelle: welt.de

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