Newsletter 16.12.2022

Der Kölner SPD-Fraktionschef ist bei sich selbst beschäftigt – Alles Theater? Oder: Wie das Schauspiel Mülheim veränderte

 

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

dieser Newsletter soll so vorweihnachtlich wie möglich sein. Sehen Sie mir nach, dass das beim ersten Thema nur bedingt gelingt. Seit wenigen Wochen ist Christian Joisten, SPD-Fraktionschef im Kölner Rat, gleichsam bei sich selber, seiner SPD-Ratsfraktion, in Teilzeit beschäftigt. Dies sei zur „Stärkung des Fraktionsvorsitzendenamtes in Deutschlands zweitgrößter Kommune nach München beschlossen“ worden, antwortete die Fraktion auf meine Anfrage. Eigentlich ist der Fraktionsvorsitz ein Ehrenamt. Unter vergleichbaren Umständen liegen die Bezüge bei €2410 plus Sitzungsgelder (circa €250 im Monat).

Da ist noch Luft nach oben. Wer mehr verdienen will, musste das bislang ohne Wenn und Aber außerhalb des Ehrenamtes tun. In seinen Anfangsjahren als CDU-Fraktionschef konnte man mit Bernd Petelkau zum Beispiel nur in größtmöglicher Frühe sprechen. Danach ging er seinem Broterwerb in Frankfurt nach. Erquicklich war das für keinen. Der Zustand änderte sich, als Petelkau als Landtagsabgeordneter über Einkünfte aus diesem Mandat verfügte. So hatte es auch Joisten geplant. Eigentlich. Denn er verlor seinen Wahlkreis. Nun gelten andere Regeln.

Was, wo und wie wird Joisten nun für Joisten arbeiten? Die Frage liegt nah, denn die Fraktionsführung ist gut und mit professionell bezahlten Kräften besetzt, die dem „irgendwie Ehrenamtler“ zuarbeiten sollen. Es gibt den Geschäftsführer Mike Homann, seinen Stellvertreter und vier Referentenstellen. Art und Umfang der „Teilzeitbeschäftigung“ Joistens sowie deren Bezahlung sind zentrale Punkte, allein schon um der Glaubwürdigkeit nach außen willen. „Sicherlich haben Sie Verständnis, dass die SPD-Ratsfraktion grundsätzlich keine Inhalte von Arbeitsverträgen öffentlich macht“, lautet die knappe Antwort, die ich erhielt. Der Kölner Stadt-Anzeiger weiß von einer Entlohnung auf Basis von 25 Wochenstunden. Bemisst die sich am Gehalt des Geschäftsführers, kommt einiges zusammen. Tatsächlich steht „Stärkung des Amtes“ also ganz schlicht für „höhere Bezüge“. Ob man das Amt mit solchen Winkelzügen nicht eher schwächt? Schöne Bescherung!

Eine wirklich schöne Bescherung entstand, als das Schauspiel Köln über den Rhein nach Mülheim in ein Areal direkt neben der Keupstraße zog. Sie steht für das türkische Köln. „Zu Beginn meiner Intendanz war das Schauspiel Köln quasi heimatlos, bis wir diesen Industrieort ausfindig und zu einem Theater- und Kulturort gemacht haben“, erinnert sich Intendant Stefan Bachmann, der sich als Glücksgriff erwies. Sein Team und er „erspielten“ Mülheim buchstäblich. Als 2015 die Nachricht kam, vorerst gebe es keine Rückkehr in die angestammte Heimat am Offenbachplatz, hatte das Theater schon Wurzeln geschlagen. „Das Schauspiel ist für Mülheim ein Segen und Mülheim ist für das Schauspiel ein Segen,“ sagt Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs (SPD) rückblickend, der wie kein anderer für diesen Stadtteil steht, in dem Vergangenheit und Zukunft aufeinandertreffen.