NEWSLETTER 24.05.2024

Frust im Handwerk und beim Kunden durch das neue Heizungsgesetz.  Kölner Handwerksunternehmer über die große Verunsicherung  in der Bevölkerung

 

Sehr geehrte Mitglieder,

liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

 

fangen Sie schon an zu sparen? Aber nicht für den Urlaub im kommenden Sommer oder etwa für ein neues Auto. Wohnungseigentümer und Mieter bekommen es in diesen Wochen schwarz auf weiß: Die Heizkosten sind im vergangenen Jahr gestiegen, obwohl wegen des milden Winters eigentlich weniger verbraucht wurde. Es werden aber nicht nur hohe Nachzahlungen fällig. Mit schnellen Schritten nähert sich auch das Ende der alten Heizungsanlagen in unseren  Kellern. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist der Grund.  Darüber sprach ich kürzlich mit  einem Handwerkunternehmer, der seit 25 Jahren im Geschäft ist.  Denn die Handwerksbetriebe müssen an vorderster Front uns Kunden die Wärmewende der Regierung erklären und umsetzen. Ich ging mit vielen Fragen rein und kam mit noch mehr heraus. Ich weiß nur eins: es ist kompliziert und egal ob Mieter, Vermieter oder Eigenheimbesitzer – für jeden Geldbeutel wird’s teurer.

„Das lange Hickhack der Politik über das GEG macht den Kunden immer noch zu schaffen,“ sagt Marc Schmitz, Geschäftsinhaber und Obermeister der Innung Sanitär Heizung Klima Köln. „Es herrscht immer noch große Unsicherheit in der Bevölkerung.“ Nicht wenige hoffen sogar auf die nächste Wahl, wenn dadurch sich noch etwas an dem sogenannten Heizungsgesetz ändern würde.  Daran glaubt Marc Schmitz allerdings nicht. „Die Dekarbonisierung der Wärme ist der richtige Weg. Aber das Tempo und die geforderte Umsetzung nimmt die Menschen nicht mit.“ 

Die Wärme in Deutschland macht laut Bundesregierung mehr als 50 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs aus und verursacht einen Großteil des CO2-Ausstoßes.  Rund 80 Prozent der Wärme wird danach von fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl gedeckt. Von den ca. 41 Millionen Haushalten in Deutschland heizt fast jeder zweite mit Gas und knapp jeder vierte mit Heizöl. Fernwärme macht aktuell rund 14 Prozent aus, wird jedoch bisher ebenfalls überwiegend aus fossilen Brennstoffen gewonnen, heißt es. Und bis 2045 soll ganz Deutschland klimaneutral heizen. Was für ein ambitionierter Plan, meint nicht nur Marc Schmitz und wählt als Negativbeispiel den Wärmepumpentraum von Robert Habeck. Der Bundeswirtschaftsminister will, dass jedes Jahr 500.000 Wärmepumpen in Deutschland installiert werden. Bis 2030 sollten es sechs Millionen werden, damit die Hälfte der leitungsgebundenen Wärme klimaneutral erzeugt werden kann „Nicht zu schaffen, Die Zahlen der Wärmepumpen sind rückläufig.“ sagt Marc Schmitz.  In 2023 waren es nur 356.000 Stück, die verbaut wurden, 100.000 weniger als im Vorjahr. Im ersten Quartal 2024 sind es sogar 46.000 Wärmepumpen weniger als im Vorjahreszeitraum. Vielleicht schreckt zunächst die hohe Investition von bis zu 25.000.- Euro Immobilienbesitzer ab und dann kommt der komplizierte Förderdschungel noch dazu. Den Hauptgrund für den Wärmepumpen-Ladenhüter sieht Marc Schmitz  aber in der starken Verunsicherung vieler Verbraucher. Seiner Meinung nach warten Immobilienbesitzer erst einmal die kommunale Wärmeplanung ab. „Es war ein Fehler, dass die Politik sich entschieden hatte, GEG und Wärmeplanung miteinander zu verzahnen“ kritisiert er, „da hat man den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht.“ Bei der kommunalen Wärmeplanung müssen alle Kommunen mit über 100.000 Einwohnern ihre Planung bis spätestens 30. Juni 2026 fertig gestellt haben, die unter 100.000 Einwohner bis 30. Juni 2028. Köln wird wohl 2026 ready to go sein.  Bis dahin kann in Bestandsgebäuden im Grunde jeder heizen, wie er möchte.

„Die Kommunen verdonnern die Versorger zur Dekarbonisierung. Das wird für alle teuer“, sagt Schmitz. Ob die Netzbetreiber überhaupt finanziell in der Lage seien, alles von Elektro, Gas, Wasserstoff bis Fernwärme in der Straße zu vergraben, bezweifelt Marc Schmitz. Für die große Kölner Rheinenergie kein Problem, das kommunale Unternehmen investiert bis 2035 insgesamt ca. 3,8 Mrd Euro in den Ausbau der erneuerbaren Energien – dazu Fernwärmespeicher, Solarthermie-Anlagen, Groß-Wärmepumpen, Wasserstoff und dem Aufbau von „Power-to-Heat“-Kapazitäten. Geld, das an andere Stelle fehlen könnte, zum Beispiel bei der defizitären KVB. „Das alles muss bezahlt werden,“ warnt Marc Schmitz, „und derzeit ist kein Anschluss- und Benutzungszwang für Fernwärme in Köln vorgesehen.“

Stimmt, denn die kommunale Wärmeplanung ist eine unverbindliche Fachplanung. Diese verpflichtet weder die Netzbetreiber zu Investitionen, noch die Gebäudebesitzer zur Nutzung der priorisierten Wärmequellen. Als negatives Beispiel nennt der Innungsmeister, wie es die Stadtwerke Düsseldorf im Frühjahr getroffen hat: „Dort wollte die Politik das Vorzeigeprojekt Fernwärme in der Friedrichstraße. „Nun hat man mindestens fünf Jahre eine Baustelle auf 900 m Länge und bis jetzt genau drei freiwillige Anschlüsse.“ So wurde es auf einer Fachverbandstagung  kommuniziert. Ob da die Kosten für einen Fernwärme-Hausanschluss abschrecken? Die können zwischen 8.000 und 10.000 Euro liegen und es gibt keine Garantie, dass die Fernwärme am Ende günstiger ist als die eigene Heizungsanlage.

Vieles liegt beim GEG noch im Unklaren, stellt Marc Schmitz fest, unter anderem die Frage nach der Betreiberpflicht bei der Sanierung von bereits bestehenden Gasanlagen. Um die Zuführung von regenerativem Gas wie in einem Stufenplan bis 2029 vorgesehen muss sich jeder Betreiber selbst kümmern. Ein Konzept dafür liegt laut Schmitz noch nicht vor.  Ebenso wenig, wie Wasserstoff als Wärmequelle für Hausbesitzer in Frage kommt. Wasserstoff  wird vorrangig für Industrie und Verkehr gebraucht. „In den nächsten 10 – 15 Jahren werden ich kaum Wasserstoff zur Verfügung haben, um ihn an die Geräte anzuschließen“, ist sich Marc Schmitz sicher.

Der  Obermeister der Innung will kein Politiker-Bashing betreiben. Er hätte sich von der Politik aber mehr Freiheiten für einen individuelleren Weg der Umsetzung des GEG gewünscht, statt immer neue Vorschriften. Das führe am Ende zu Frust im Handwerk und beim Kunden in jedem Heizungskeller.

Egal, wie Sie politisch oder ideologisch zur Klimarettung  stehen, billger wird’s nicht. Es ist in jedem Portemonnaie spürbar. Die Bundesregierung hat und wird den CO2-Preis für fossile Brennstoffe noch mehr erhöhen. Heizen wird teuer und betrifft jeden, der im Winter nicht im Kalten sitzen möchte. Da hilft es auch nicht, dass es die nächsten Monate  erstmal warm wird.

 

Ein hoffentlich sonniges Wochenende wünscht Ihnen

Ihre Claudia Hessel