NEWSLETTER 25.08.2023
Rheinenergie-Chef Feicht: Energiepreise nie mehr auf altem Niveau
Von vorsichtigem Optimismus, der Zukunft des Buchs und den Fans von Campingplätzen
Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,
für Untergangspropheten ist der August nicht wirklich der ideale Monat. Er liegt einfach in der falschen Jahreszeit. Doch im vergangenen Jahr bot er sich an. Deutschland steuerte damals auf den Höhepunkt einer nie dagewesenen Energiekrise zu. Die düsteren Prognosen überschlugen sich: Stromabschaltungen, Kollaps der Wirtschaft, Zusammenbruch des öffentlichen Lebens. Ein Jahr später wirken diese Befürchtungen wie die Erinnerung an einen fernen Albtraum. Zumindest ist der Untergang erst einmal abgesagt.
Aber ist wirklich alles wieder gut? Schließlich ist der Gaspreis deutlich gesunken, er bewegt sich an den Handelsplätzen irgendwo zwischen 30 und 40 Euro pro Megawattstunde. Vor einem Jahr wurden noch mehr als 300 Euro aufgerufen. Jemand, der die Lage einschätzen kann, ist Andreas Feicht. Der Chef der RheinEnergie AG signalisiert vorsichtigen Optimismus: „Die Energiepreise haben sich etwas beruhigt, die Krisenszenarien liegen hinter uns.“ Die Speicherfüllstände näherten sich dem Maximum, es gebe für importiertes Gas genügend Anlandeterminals, „insofern sind wir für den kommenden Winter erst einmal gut gerüstet.“
Aber gleichzeitig warnt er vor Sorglosigkeit. Die Preise seien auch deshalb so niedrig, weil der Verbrauch fehle. „Sie dürften spätestens dann wieder anziehen, wenn jahreszeitlich bedingt die Nachfrage steigt. Für die Zukunft gilt, Energiepreise werden nicht mehr das Niveau erreichen, das sie noch Mitte 2019 hatten, was am Weltmarkt und den steigenden Kosten für die Energiebereitstellung liegt.“ Deshalb rät der Kölner Energie-Manager auch unbedingt zu Sparsamkeit im Verbrauch. Das sei wichtig für die Energiesicherheit und nicht zuletzt für die Kundinnen und Kunden der Versorger. Schon ein kalter Winter macht Prognosen schnell zu Makulatur, dann gehen Preise rasch mal durch die Decke, von anderen Risiken – geopolitischen, Anschlägen auf die Infrastruktur – ganz abgesehen.
Mittel- und längerfristig arbeiteten, so Andreas Feicht, Stadtwerke und Kommunen an kommunalen Wärmeplänen. Sie sollen Sicherheit in der Frage bieten, auf welche Heizungsart man in den Häusern einer Stadt künftig setzen soll. „Solche Planungen entstehen nicht in drei Tagen“, bremst er die Erwartung auf schnelle Ergebnisse, „für Städte wie etwa Köln sollen sie, wie andernorts, bis zum zweiten Halbjahr 2026 vorliegen.“
Was drastisch gestiegene Energiepreise bedeuten, spürt eine Branche gerade ganz besonders: Die der Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlage. Ihr besonderes Problem ist, dass sie gleichzeitig eine Strukturkrise bewältigen müssen, sich in einem epochalen Transformationsprozess befinden. Die Mediennutzung verändert sich rapide, die Tageszeitung und das Buch müssen einen Platz im schönen neuen und vor allem digitalen Alltag neu erkämpfen. Für den Kölner Presseclub Anlass genug, Kerstin Gleba in die Räume unseres Partners rheingold salon (29. August, 19.30 Uhr) einzuladen. Kerstin Gleba ist seit 2019 Verlegerin des renommierten Kölner Verlags Kiepenheuer & Witsch, der Heimat zahlreicher prominenter Autoren wie etwa des Nobelpreisträgers Heinrich Böll. Der Verlag gehört seit Jahrzehnten zu den Leuchttürmen des geistigen und gesellschaftlichen Lebens weit über Köln hinaus. Kerstin Gleba wird Einblicke in das schwieriger gewordene Geschäft mit dem gedruckten Wort geben, über Rolle und Zukunft des Buchs, über Autoren und – ja, auch das – Skandale. Zwar ist der rheingold salon bereits ausgebucht, aber für die Abonnenten unseres Newsletters habe ich fünf Karten zurückgelegt (Anmeldung über info@koelner-presseclub.de). Diesen Abend im Kölner Presseclub sollten Sie sich nicht entgehen lassen.
Nicht nur solche Veranstaltungen gehören zur liebgewordenen Tradition im Kölner Presseclub. Auch der Poetry-Podcast unserer Kollegin Susanne Hengesbach hat mittlerweile seinen festen Platz und seine treuen Fans. In der aktuellen Ausgabe geht es um eine Spezies, die die Gemüter bewegt und Menschen sortenrein teilt in begeisterte Befürworter und entschiedene Gegner: Die Campingplatz-Benutzer. Im Gespräch mit ihrem Neffen Conrad nimmt Susanne Hengesbach diese sehr spezielle, aber weit verbreitete Gattung aufs Korn. Vielversprechender Titel dieser Podcast-Ausgabe: „Freiwillig eingesperrt“. Ich freue mich drauf. Sie finden sie hier.
In diesem Sinne grüße ich Sie, herzlich wie stets,
Ihr
Michael Hirz