NEWSLETTER 24.11.2023

Ein Kölner Unternehmer, dem die Menschen vertrauen und warum ein Hundewitz am Anfang stand

 

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist!“ Kennen Sie die Comic-Zeichnung aus dem New Yorker Magazin? Ein Vierbeiner sitzt am Computer, surft im Netz und freut sich, weil niemand ahnt, dass er in Wahrheit vier Beine und einen Schwanz zum Wedeln hat. Der Witz stammt aus den frühen 90er Jahren, eine Zeit in der das Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Im Netz war und ist immer noch alles anonym. Wem kann man vertrauen, wer ist seriös?  Vor 25 Jahren war diese Hunde-Karikatur für ein Kölner Startup der Auslöser für ein damals neues Geschäftsmodell: „Trusted Shops“. Den Namen nie gehört? Aber gesehen bestimmt: Das Unternehmen zertifiziert Onlineshops und Dienstleistungen mit einem Gütesiegel. Der Firmensitz ist unverändert Köln. Der Chef: ein Franzose, ein Sch‘ti sogar. Das ist dieses seltsame Völkchen aus dem Nordosten Frankreichs, bekannt aus den Kinofilmen wegen seiner spröden Eigenart und des unverständlichen Dialektes.

Davon merke ich bei meinem Treffen in den Ehrenfelder Büros von Trusted Shops nichts. Der Gründer und Geschäftsführer Jean-Marc Noël empfängt mich mit seinem sympathischen Akzent sehr freundlich. Die meisten der 800 Angestellten der Büros von Köln, Amsterdam, Barcelona, Warschau und Lille arbeiten im Homeoffice. Was mich, nebenbei bemerkt, immer wieder vor die Frage stellt, wieviel Bürofläche Köln überhaupt noch benötigt. Aber das ist eine andere Geschichte. Trusted-Shops betreut rund 25.000 Online-Händler. Nach eigenen Angaben werden Einkäufe im Umfang von 600 Millionen Euro  im Monat abgesichert. Aktuell freut sich das Unternehmen über 40 Millionen Käuferschutz-Mitgliedschaften. Somit wäre Trusted Shops europaweit   Branchenführer für Gütesiegel im Netz.

Die Firmenphilosophie des Franzosen basiert auf Vertrauen. „Es gibt im Netz jede Menge Verbraucher, die nichts anderes wollen, als verlässlich einzukaufen. Und es gibt  viele Unternehmen, die nichts anderes wollen, als verlässlich zu verkaufen. Unsere Aufgabe ist es, diese zusammenzubringen. Unsere Vision ist eine digitale Welt, der man vertrauen kann“. Verlässlichkeit im Netz ist ein schwieriges Unterfangen, nicht nur für uns Journalisten im Kampf gegen Fake-News, sondern vor allem, wenn es um‘s Geld geht. Gerade jetzt vor Weihnachten überschlagen sich die Angebote. „Wenn es allzu billig ist, kann es nicht mit rechten Dingen zugehen,“ warnt Noël, „lieber auf ein Vertrauenssiegel achten, dann gibt‘s im Ernstfall auch wieder das Geld zurück.“ Trusted Shops deckt kostenfrei Einkäufe bis 100 Euro ab.  Unternehmen, die das Vertrauenssiegel nutzen, müssen dagegen tiefer in die Tasche greifen.

Wie lebt ein erfolgreicher Franzose in Köln, wollte ich wissen. Interessanterweise fühlt sich der 57-jährige im rechtsrheinischen Porz-Ensen sehr wohl. Von dort fährt er die rund 14 Kilometer täglich mit dem Rad nach Ehrenfeld.  „Mit dem Auto  in Köln unterwegs zu sein, das ist wirklich eine Qual. Es gibt unendlich viele Baustellen. Seitdem ich hier lebe, ist Köln gefühlt eine einzige Baustelle,“ klagt er. Trotz der Kritik sieht er auch das Positive. Über die Arbeit der Kölner Wirtschaftsförderung gibt es von ihm nur lobende Worte. Er fühlt sich mit seinem Unternehmen in der Domstadt gut betreut.

Obwohl der Franzose mit seinem Geschäftsmodell in virtuellen Welten der Zukunft unterwegs ist, mag er doch die analoge Vergangenheit. Im Flur der Firma hängen gerahmte Aufnahmen vom alten Köln. „Köln war früher wirklich eine schöne Stadt. Dass sie nach dem Krieg schnell wieder aufgebaut werden musste, merkt man ihr bis heute an. Das Stadtbild und die Infrastruktur insgesamt sind furchtbar,“ sagt er und zeigt von seinem Schreibtisch aus auf die blauen, orangeroten und fliederfarbenen Metallbleche des Herkules-Hochhauses von 1972. Naja, inspirierend ist die Aussicht wirklich nicht.

Ist am Ende auch egal, denn Jean-Marc Noël macht das, was die rund 60.000 Kölner Unternehmerinnen und Unternehmer eigentlich alle machen: Er arbeitet. Das zahlt sich aus: 2022 wurde Trusted Shops bei der Wirtschaftsnacht Rheinland in der Kategorie „Digitales“ ausgezeichnet. Solche Veranstaltungen, bei denen Wirtschaftsunternehmen sichtbarer werden, findet er wichtig: „Diejenigen, die ein Unternehmen gründen wollen, sollen sehen, dass es funktionieren kann.  Damit sagen wir ihnen: Traut euch! Macht das! Habt den Mut, diesen Schritt zu gehen.“ Wie sehr das Unternehmerherz in ihm schlägt, merke ich als er die mangelnde Aufmerksamkeit beklagt: „Unternehmen werden in der Öffentlichkeit  nicht ausreichend positiv dargestellt. Alles ist immer zu kompliziert und damit irgendwie auch langweilig. Aber ohne Unternehmen gibt es keinen Wohlstand. Wir sind diejenigen, die die Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und damit das Land gesellschaftlich nach vorne bringen.“

Jean-Marc Noël ist ein typischer Mittelständler. Er engagiert sich unentwegt für sein Unternehmen und legt den Finger in die Wunde. Denn er hat sicherlich recht, wenn er darauf hinweist,  dass die Leistungen gerade von mittelständischen Unternehmen in unserer Gesellschaft nicht ausreichend Anerkennung finden. In den Sonntagsreden der Politiker werden die unternehmerischen Leistungen zwar anerkannt. Aber das reicht schon längst nicht mehr. Wir benötigen eine neue politische Kultur, die die Leistungen von Unternehmen stärker in den Fokus nimmt und ihnen den Rücken stärkt, statt immer wieder Steine in den Weg zu legen. Der Schlüssel  für Wohlstand liegt gerade in Deutschland in einer erfolgreichen ökonomischen Entwicklung. Unternehmerischer Mut muss überall gefördert werden. Dann bekommt auch eine Stadt wie Köln noch mehr Startups wie seinerzeit „Trusted Shops“.

Ein Gütesiegel für Verlässlich und Pünktlichkeit wäre auch mal für die Kölner Verkehrsbetriebe sinnvoll. Am besten mit Geldzurück-Garantie. Susanne Hengesbach ärgert sich  in ihrem neuen Podcast über die „B-Ware“ der KVB.  Hier können Sie mit ihr fühlen . Viel Spaß beim Hören.

Herzliche Grüße

Ihre

Claudia Hessel