NEWSLETTER 1.12.2023

Über eine umgesiedelte Hauptstadt,
Flugreisen auf die Malediven
und den kreativen Umgang der KVB mit ihren Fahrgästen   

 

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

die gute Nachricht gleich vorweg: Nein, Köln wird nicht im Meer versinken. Das Epizentrum des rheinischen Frohsinns hat eine günstigere Prognose als – zum Beispiel – die Partyinsel Mallorca. Oder Venedig. Auch muss Köln nicht umgesiedelt werden wie die indonesische Hauptstadt Jakarta, die wegen des steigenden Meeresspiegels jetzt im höher gelegenen Regenwald Borneos neu entsteht. Rund eine halbe Milliarde Menschen sind in den Küstenregionen weltweit von dauerhafter Überflutung bedroht. Was das für das Thema Migration bedeutet, für die neue Völkerwanderung, lässt sich leicht ausmalen.

Ein wesentlicher Faktor dieser Entwicklung ist der seriös nicht mehr zu leugnende Klimawandel. In diesen Tagen findet in Dubai die Weltklimakonferenz COP28 statt, um eine Bilanz des Kampfs gegen die Erderwärmung zu ziehen. Das Buch zum Thema steuert jetzt Marie-Luise Wolff bei: „2,8 Grad – Endspiel für die Menschheit.“ Interessant neben dem Inhalt ist die Tatsache, dass die in Köln lebende Autorin im Hauptberuf Vorstandsvorsitzende eines großen Energieversorgers ist und zusätzlich Präsidentin des einflussreichen Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft. Als erfahrene Energiemanagerin kennt sie aus eigener unmittelbarer Anschauung die zentralen Akteure, die Mechanismen und Reflexe ihrer Branche sowie die der Politik.

„Wir testen gerade die Grenze aus zwischen ‚spät‘ und ‚zu spät‘“, sagt sie und fordert, sich ehrlich zu machen: „Wir müssen Klartext reden und sagen, dass wir das im Abkommen von Paris vereinbarte 1,5 Grad-Ziel nicht mehr erreichen.“ Als Apokalyptikerin eignet sie sich trotz der düsteren Bestandsaufnahme nicht, auch wenn sie lieber von Klimakrise statt von Klimawandel spricht. Wolff glaubt daran, dass durch sehr konsequentes Handeln die menscheitsgefährdende Aufheizung der Atmosphäre zu stoppen ist.

Dazu macht sie konkrete Vorschläge, fordert vor allem konzertierte Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft. Dennoch: Ein Leben wie bisher in den wohlhabenden Industrieländern mit unmäßigem Energieverbrauch, dem Produzieren von Plastikmüllbergen und unbegrenzter Mobilität auf fossiler Basis,  sieht sie nicht. Wären wir zynisch, was wir natürlich nicht sind,  könnte man sagen, dass Flugreisen auf die Malediven in zwanzig bis dreißig Jahren ohnehin nicht mehr stattfinden. Dann nämlich, sagt die Weltbank voraus, wird es den Inselstaat nur noch als kleine Schrumpfgröße geben.

Ob Dubai Fortschritt bringt? Zweifel sind berechtigt, obendrein scheint ausgerechnet der Gastgeber, der gleichzeitig Chef eines der größten Ölkonzerne ist, das Treffen für geschäftliche Deals mit fossilen Brennstoffen zu nutzen, wie die BBC berichtet. Na dann. Das Motto der Konferenz scheint eher vom großen Spötter Oscar Wilde zu stammen: „Verschiebe nie etwas auf morgen, was sich auch übermorgen erledigen lässt.

Vermutlich hätte Wilde noch mehr seiner spitzzüngigen Aphorismen hinterlassen, wenn er die Kölner KVB gekannt hätte. Zumindest zeigt sie sich erstaunlich kreativ, wenn es um Kundenüberraschung geht. Mitten in einer (verspäteten) Fahrt der Linie 13 kündigte der Zugführer an, er werde an der nächsten Station aussteigen, er habe Feierabend. Da keine Ablösung an der Haltestelle warte, müssten allerdings alle Fahrgäste aussteigen. Dass im vollbesetzten Zug auch Dutzende Schulkinder darunter waren, die dann etwas ratlos im Nieselregen standen – Pech gehabt. Der Feierabend ist in einer Stadt, die gerne feiert, eben heilig!

Vielleicht brauchen die Funktionsträger Kölns einfach mal Beratung. Coaching hat gerade richtig Konjunktur, da müsste sich also was machen lassen. Aber dazu mehr in Susanne Hengesbachs wie immer vergnüglichem Poetry-Podcast. Doch hören Sie selbst.

In diesem Sinne grüße ich Sie, herzlich wie stets,

Ihr

Michael Hirz