NEWSLETTER 13.10.2023

Warum sich die Elektromobilität in Köln neue Wege suchen muss und deutsche Ämter mittlerweile schneller sind als gedacht.

 

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

die Gruppe der Autoren dieses Newsletters erweitert sich und deshalb darf ich mich erst einmal kurz vorstellen: einige kennen mich vielleicht noch aus der Moderation im SWR Fernsehen, als Stimme im Radio oder als Reporter bei wichtigen Gerichtsentscheidungen. Köln und das Rheinland waren aber immer mein Lebensmittelpunkt – egal, wo ich gearbeitet habe. Unterwegs in der Region bin nun auch ich seit wenigen Wochen mit einem E-Auto, womit wir beim heutigen Thema wären.

Es war fast wie beim Konzertkartenverkauf eines Popstars: noch am ersten Tag war das Kontingent erschöpft. Die Rede ist vom Förderprogramm zur „Eigenerzeugung und Nutzung von Solarstrom für Elektrofahrzeuge an Wohngebäuden“. Wer ein Eigenheim hat und ein E-Auto besitzt oder zumindest bestellt hat, konnte für die Investitionen in die Selbstversorgung mit Energie insgesamt bis zu 10.200 Euro vom Staat erhalten.

Noch am selben Tag berichtete die abwickelnde Förderbank KfW: schon der erste Tag des neuen Förderprogramms ist der letzte. 33.000 Anträge seien bewilligt und etwa 300 Millionen Euro ausgegeben. Mehr sei nicht im Budget des Bundes berücksichtigt gewesen. Gestatten Sie mir an dieser Stelle meine ausdrückliche Ver- und Bewunderung auszudrücken, dass eine deutsche Behörde mittlerweile in der Lage ist an einem Tag nicht nur 33.000 digitale Anträge entgegenzunehmen, sondern auch noch zu bewilligen – obwohl die Internetseite zunächst mehrere Stunden überlastet war.

Dennoch habe ich mich gefragt, wie das Förderprogramm denn wohl für einen Kölner anzuwenden wäre? Mit der Eigentumswohnung im Mehrfamilienhaus in der Innenstadt wird es schon kompliziert. Der Stellplatz des Autos müsste in unmittelbarer Nähe liegen. Die allgemeine Kritik lautet deshalb auch, dass die Förderung nur denen diene, die sie finanziell gar nicht bräuchten, also den Eigenheimbesitzern in guter Lage oder am Stadtrand. Für wen ist so eine Förderung also eigentlich gedacht? Die Frage stellte sich nach meiner Ansicht erst als es schon zu spät war.

Noch eine andere Frage stellt sich mittlerweile: wie soll Elektromobilität überhaupt in einer Millionenstadt funktionieren? Gerne erinnere ich an das Gespräch des Kölner Presseclubs mit dem Chef der Rheinenergie, Andreas Feicht. Schon im Frühjahr erklärte er, dass sich die Strompreise wieder (wenn auch auf einem überdurchschnittlichen Niveau) normalisieren werden. Damit hatte sich ein großes Gegenargument für die Anschaffung eines Elektroautos wieder relativiert. Deshalb wird zunehmend diskutiert, wie denn in der Kölner Innenstadt die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden kann. Und das stellt sich schwieriger dar als es allgemein empfunden wird.

Zunächst gibt es im Kölner Innenstadtring keine einzige Schnellladestation. Diese stehen entweder hinter der Deutzer Bezirksgrenze, im Süden oder in Ehrenfeld. Meistens handelt es sich auch nur um zwei Ladeplätze. Einen großen Park für das schnelle Laden findet sich erst außerhalb Kölns, beispielsweise in Frechen. Warum? In der Diskussion mit Experten wird schnell klar: das Kölner Netz gibt nicht die Leistung her, die sich viele wünschen. Es bleibt überwiegend bei (11kW-) Ladestationen, bei der ein Elektroauto mehrere Stunden angeschlossen sein muss, um die Batterie auf mindestens 80 Prozent Ladekapazität zu bringen. Deshalb nutze auch ich für mein E-Auto vor der Fahrt in die Tiefgarage den schnellen Ladepunkt am Kreuz Köln-West.

Auch Gespräche aus einer Eigentümerversammlung stimmen mich nachdenklich: so wurde darüber nachgedacht alle 80 Stellplätze einer Tiefgarage mit Wallboxen auszustatten. Doch bis zu den Wallboxen war es in der konkreten Planung dann gar nicht gekommen, denn es fehlte noch der nötige Hausanschluss und die sichere Verteilung quer durch die Tiefgarage. Zusammen mit den Wallboxen wurden von einem Planungsbüro für die 80 Stellplätze knapp 950.000 Euro an Einmalinvestition veranschlagt. Das brachte die Eigentümer sofort dazu, die Planungen erst einmal zu den Akten zu legen – und (wie ich) auf eine bessere Ladeinfrastruktur in der Öffentlichkeit, insbesondere in der Innenstadt zu hoffen.

Sie sehen: da schließt sich ein Kreis. Jeder zeigt mit dem Finger auf den jeweils anderen. Politik, Anwohner und Versorger sollten deshalb einen Weg finden, wie das ganze logisch und effizient gedacht werden könnte. Eigentlich wäre es damit schon wieder Zeit für ein Gespräch mit dem Chef der Rheinenergie.

In diesem Sinne sendet elektrisierende Grüße

Ihr

David Rühl