NEWSLETTER 21.02.2025
Über ehrgeizlose Städte,
verwegene Projekte und
die Strahlkraft von Literatur
Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,
zu den liebevoll gepflegten Vorurteilen über Köln gehört es, dass die Stadt als ehrgeizlos gilt – warum anstrengen, wenn man doch den Dom hat. Und den Karneval. Doch wie alle Klischees stimmt das so natürlich nicht – oder meinetwegen nicht ganz. Denn die Stadt hat immer wieder bewiesen, dass sie auch Heimat für ambitionierte – und erfolgreiche – Projekte sein kann, die weit über Köln hinaus strahlen. Ein Beispiel aus der Kultur, weil die es gerade besonders schwer hat, zeigt, was Ideenreichtum, Engagement und Risikobereitschaft vermögen: die lit.Cologne, mittlerweile mit mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern das größte Literaturfestival Europas. In diesem Frühjahr feiert die li.Cologne ihr 25-jähriges Bestehen.
Was nach einem viertel Jahrhundert selbstverständlich (und im Rheinland als lange Tradition) erscheint, war bei der Gründung irgendetwas zwischen verwegen und tollkühn: Nach dem Vorbild glamouröser Filmfestspiele wollte das Gründungs-Duo Werner Köhler und Rainer Osnowski der Literatur ebenfalls eine große Bühne schaffen, mit den Autorinnen und Autoren als Stars auf dem Roten Teppich, mit ungewöhnlich interessanten Locations bis hin zum Dom, wo es unter dem Titel „Das Buch der Bücher in der Kirche der Kirchen“ eine spektakuläre Lesung gab. Für die Buch-Branche mit ihrem introvertierten Image nichts weniger als eine kleine Revolution. Aber konnte das funktionieren?
Aber ja, und wie! Ich muss gestehen, dass ich das damals für ebenso sympathisch wie aussichtslos hielt – und das den Gründern auch sagte. Ein gewaltiger Irrtum. Schon beim Start zeigte sich das Publikum begeistert, pilgerte scharenweise zu Autorinnen und Autoren, die es sonst gewohnt waren, in Volkshochschulen und Büchereien zu lesen, also in bescheiden-überschaubarem Rahmen. Rainer Osnowski, heute alleiniger Geschäftsführer der lit.Cologne, erinnert sich im Gespräch an die Schwierigkeiten des Anfangs, als durch die wirtschaftlichen Turbulenzen in den Jahren 1999/2000 plötzlich potenzielle Sponsoren fehlten. Die waren nötig, weil das Projekt von vorneherein vom Publikum angenommen wurde.
Überhaupt das Publikum. „Köln hat ein neugieriges, kulturaffines Publikum“, begründet Osnowski die Wahl der Stadt als Festivalort. Es gebe eine große Aufgeschlossenheit, eine Freude am Austausch und daran, Begeisterung zu teilen. Es ist also auch diese feierstarke Lebensfreude, die die Wahl Kölns nicht zu einem Zufall gemacht hat.
Inzwischen ist die lit.Cologne längst volljährig und gehört zu den unübersehbaren Pluspunkten der Stadt. Das alles aus eigener Kraft, denn „wir wollten von vorneherein unabhängig sein von öffentlicher Förderung, damit wir unsere Idee ohne äußere Zwänge umsetzen konnten.“
Die internationale Strahlkraft des Literatur-Spektakels ist für Köln nicht nur ein Aushängeschild, es gehört für Verlage und Autoren als Pflichttermin in den Jahreskalender. Die Stars der Bücherwelt geben sich in Köln die Klinke in die Hand, auch in diesem Jahr ist wieder alles dabei, was Rang und Namen hat, niemand, so der Eindruck, kann sich diesem Ereignis noch entziehen. Für den durchaus selbstbewußten Chef des Festivals ist es das kulturelle Highlight der Stadt und er verweist gerne auf die renommierte FAZ als Kronzeugen, die das Festival schon früh als das größte und beste seiner Art in Europa gewürdigt hatte.
Die lit.Cologne ist nicht nur erwachsen, sie ist auch gewachsen. Mit der phil.Cologne ist ein internationales Philosophie-Festival entstanden (auch das, man wundert sich nicht mehr) „das größte seiner Art in Europa“, so Osnowski, außerdem gibt es mit dem Kinder- und Jugendprogramm lit.kid.Cologne ein Zusatz-Angebot. Einzigartig sind wohl die Lesungen für Schulklassen. „Allein in diesem Jahr haben wir 30.000 Anmeldungen von Schulklassen, die wir leider nicht alle berücksichtigen können“ so Rainer Osnowski. Mit der lit.ruhr hat das Festival geografisch den Wirkungskreis zusätzlich erweitert.
Jetzt geht es also wieder los, vom 15 bis zum 30. März läuft das Festival, vorgezogen war schon das Gespräch mit Angela Merkel über ihre Biografie als Sonderveranstaltung in der Flora (www.litcologne.de). Für Leserinnen und Leser unseres Newsletters verlosen wir zwei mal zwei Karten für die große Gala der lit.Cologne, die am 20.März in der Philharmonie stattfindet. Schreiben Sie uns und wir drücken Ihnen die Daumen.
Gewinnen Sie, können Sie sagen, Sie sind dabei gewesen.
In diesem Sinne grüße ich Sie, herzlich wie stets,
Ihr
Michael Hirz