NEWSLETTER 14.03.2025

Köln vor der Wahl: Wer kann die größte Stadt in NRW wieder auf Kurs bringen und vor allem wie?

 

 

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

die Bundestagwahl ist vorbei. Doch am 14. September 2025 haben die Bürgerinnen und Bürger Kölns wieder die Wahl: Wer wird die neue Oberbürgermeisterin oder der neue Oberbürgermeister? Gleichzeitig wird der Stadtrat neu gewählt – und damit die politischen Mehrheiten, die das Schicksal Kölns in den kommenden Jahren bestimmen werden. Ein Blick auf die vergangene Wahlbeteiligung macht deutlich, wie schwer es der Kommunalpolitik fällt, die Menschen zu mobilisieren: Bei der letzten Kommunalwahl 2020 gaben gerade einmal 51,3 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Noch dramatischer sah es bei der entscheidenden Stichwahl zur Oberbürgermeisterin aus: nur 36,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Doch wieso ist die Wahlbeteiligung so gering, wenn es doch um die Zukunft unserer Stadt geht? Vielleicht liegt es daran, dass viele den Eindruck haben, in Köln ändere sich sowieso nichts. Woran hapert es mit der Umsetzung in Köln?

Kölns Stadtverwaltung ist ein gewaltiger Apparat mit mehr als 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie sind das Rückgrat der Stadt – doch intern herrscht Frust. Laut Aussagen von Mitarbeitern gibt es zu viele bürokratische Hürden, eine schleppende Digitalisierung und eine fehlende Planungssicherheit sowie mangelnde Kommunikation. Das Hauptproblem in Köln liege jedoch nicht nur im Verwaltungsapparat selbst, sondern auch in der politischen Einflussnahme. Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister könnten noch so viele gute Ideen haben – solange jede Entscheidung vom Rat und zudem von parteitaktischen Manövern beeinflusst wird, bleibt der Apparat schwerfällig. Selbst erfahrene Verwaltungschefs wie Jürgen Roters oder Henriette Reker seien daran gescheitert – alles Stimmungsbilder, die ich in Gesprächen bei der traditionellen Netzwerkveranstaltung von Arbeitgeber Köln und NetCologne vor wenigen Tagen einfangen konnte. Tendenz: In Köln ist viel Sand im Getriebe.

Ändert sich das im kommenden Herbst? Neue Besen kehren gut, heißt es, aber wer von den Kandidaten hat wirklich das Potential, die Prozesse von innen heraus zu verbessern? Ein kurzes Meinungsbild:  Berivan Aymaz (Grüne) – Seit 2017 im NRW-Landtag, aktuell Vizepräsidentin. Kommt sympathisch rüber. Aber: Hat sie das Know-how, eine riesige Verwaltung zu führen? Markus Greitemann (CDU) – Hat in der freien Wirtschaft gearbeitet.  Zurzeit ist er als Beigeordneter für Planen und Bauen mitten im Verwaltungsgeschehen. Er weiß, wo die Blockaden liegen – aber kann er sie auch entfernen? Greitemann gilt als sachlich und klar. Doch reicht das, um sich in der Verwaltung und im Rat durchzusetzen?  Torsten Burmester (SPD) – Er war Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes und Abteilungsleiter im Wirtschaftsministerium. Verwaltungserfahrung? Ja. Politische Durchsetzungskraft? Offen. Seine Website verspricht jedenfalls viel, kann er das auch in Köln umsetzten? Volker Görzel (FDP) – Rechtsanwalt und Lokalpolitiker. Kennt die Hürden der Stadtpolitik, hat aber keine Erfahrung in der Führung großer Verwaltungen. Roberto Campione (KSG) – Der Quereinsteiger mit Unternehmergeist. Er bringt frischen Wind mit und kennt die Wirtschaftswelt. Unternehmer haben oft den Vorteil, pragmatische Lösungen zu finden. Doch Verwaltung ist nun mal keine Firma.  Auch ein Lehrer, ein Wissenschaftler und ein Pfarrer wollen die Stadtspitze übernehmen. Ihr Engagement verdient Respekt. Doch bleibt auch hier die Frage, ob sie über die Kompetenz verfügen, um eine Millionenstadt erfolgreich zu führen.

Wer auch immer ins Rathaus einzieht – wohlklingende Programme und politische Ambitionen allein werden nicht ausreichen. Entscheidend ist, ob die nächste Oberbürgermeisterin oder der nächste Oberbürgermeister auch Durchsetzungsvermögen besitzt. Deshalb müssen die Kandidatinnen und Kandidaten in diesem Wahlkampf genauer geprüft werden als je zuvor. Wer nur Probleme beschreibt, aber keine Strategie hat, um sie zu lösen, ist fehl am Platz. Wer von Verwaltungsmodernisierung spricht, aber nicht sagt, wie er oder sie politische Mehrheiten dafür gewinnen will, bleibt unglaubwürdig. Und wer bloß schöne Schlagworte liefert, aber keine echte Führungskompetenz mitbringt, wird Köln nicht voranbringen.

Verwaltung ist nicht sexy – aber unverzichtbar! Denn Verwaltung ist das Nervensystem einer Stadt – unsichtbar, aber lebenswichtig. Wer sie nicht fest im Griff hat, riskiert für Köln erneut Stillstand.

Wie immer mit hoffnungsvollen Grüßen,

Ihre

Claudia Hessel