NEWSLETTER 28.03.2025

Schüsse und Explosionen sorgen in Köln nachhaltig für Verunsicherung. Wer steckt dahinter? NRW-Innenminister Reul gibt exklusive Einblicke. 

 

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

von „beispiellosen Fällen“ sprach vergangenen Herbst der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Michael Esser. Er bezog sich auf zwei Explosionen in der Kölner Innenstadt – auf den Ringen und in der Ehrenstraße. Die Hintergründe? Offensichtlich. Von „offenen Rechnungen“ und „viel Geld“ war die Rede. Es klang so, als sei die Lage klar. Videoüberwachung? Die sollte sicherlich bald zu konkreten Ermittlungserfolgen führen. Zumindest dürfte fast jeder Winkel dieser neuralgischen Plätze gut von Kameras erfasst sein.

Doch bevor wir den Spuren nachgehen, so sei an den Umfang der „offenen Straßenkriege“ in Köln erinnert. Ich habe die öffentlich bekannten Daten noch einmal ausgewertet und zusammengefasst. Ich gebe zu: Das Ausmaß wurde mir erst dadurch noch einmal klar und es hat mich sehr beunruhigt. Innerhalb von nur drei Monaten passierten im vergangenen Jahr folgende Taten:

  • Ende Juni kommt es zu drei Explosionen in Mülheim. Die erste in der Keupstraße, einen Tag später folgen zwei weitere in der benachbarten Holweider Straße sowie in der nicht weit entfernten Wichheimer Straße.
  • Einen Monat später, Ende Juli, folgte eine Explosion in einem Mehrfamilienhaus und Schüsse auf dieses Haus in Meschenich.
  • Zwei Wochen später schallt eine Explosion durch den Dalienweg im Stadtbezirk Porz.
  • Im September eskaliert die Gewalt: auf dem Hohenzollernring explodiert ein Sprengsatz vor dem Club „Vanity“ und zwei Tage später vor einem Modegeschäft in der nicht weit entfernten Ehrenstraße. Kurz darauf fallen Schüsse auf ein Wohnhaus in Ensen. Wiederum ein paar Tage kommt es zu Schüssen im Stadtbezirk Nippes in der Karl-Friedrich-Straße und im Bezirk Kalk explodiert ein Sprengsatz in der Servatiusstraße.
  • Angesichts dieser Entwicklung ging der Fund einer scharfen Handgranate unter einem ausgebrannten Auto in Ostheim, ebenfalls im September, in der öffentlichen Berichterstattung fast unter.

Um diese Taten besser zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass sie wahrscheinlich oft keinen Zusammenhang haben. So wie es aussieht geht es mal um organisierte Kriminalität mit Wurzeln in den Niederlanden, mal um Rocker-Gruppen, die sich Köln aufgeteilt haben und sich ins Gehege gekommen sind. Die Sprengungen dienten bei den Fällen in der Innenstadt vermutlich zur Warnung, hieß es im Herbst aus Ermittlerkreisen.

Dagegen merkwürdig mutete für mich an, dass einige Taten darauf zurückzuführen gewesen sein sollen, dass beim Drogenhandel unter den Dealern 300 Kilogramm Cannabis „verschwunden“ seien. Lassen Sie mich aus meinen Erfahrungen zu Recherchen in diesem Millieu sagen: ja, 300 Kilogramm Gras sind viel, aber in der international organisierten Kriminalität lassen sich die auch schnell wieder „finden“ – wenn Sie verstehen, was ich meine.

Mit dem September 2024 endete dann diese Serie an Schüssen und Explosionen. Im gleichen Atemzug wurden auch die Ermittler ziemlich still. Zumindest ein Fahndungserfolg ist bekannt: Nach dem Vorfall in der Innenstadt veröffentlichte die Polizei das Bild eines Tatverdächtigen, der den Sprengsatz gelegt haben soll. Fast ein halbes Jahr später, im Februar 2025, meldete sich dann ein Mann bei der Polizei. Er gab an, sich auf dem Bild zu erkennen und er habe mit der Tat zu tun gehabt.

Aber ist über die Tatsache hinaus, dass sich ein mutmaßlicher Täter gestellt haben könnte, noch etwas passiert, dass die erschreckende Krimi-Serie endlich aufklärt? „Die Ermittlungen werden weiterhin mit Hochdruck geführt. Die Hintergründe der Tat sind noch zu klären“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf Nachfrage bei den Kollegen der Kölnischen Rundschau. Weiteres könne die Staatsanwaltschaft derzeit nicht öffentlich machen. Das heißt in der Regel: die Öffentlichkeit wird informiert, wenn alles ausermittelt ist.

Wir vom Kölner Presseclub bieten in den nächsten Tagen aber eine Möglichkeit an, mehr über die Sicherheit in unserer Stadt zu erfahren. NRW-Innenminister Reul ist am kommenden Mittwoch (02.04.) zu Gast bei uns. Er ist einer unserer Gäste zum Thema „Großstädte in der Krise“. Darüber hinaus kommen die Kölner IHK-Präsidentin Nicole Grünewald, der Dezernent für die Stadtentwicklung in Köln, Andree Haack, Hanno Kempermann vom Institut der Deutschen Wirtschaft sowie der Oberbürgermeister von Krefeld, Frank Meyer, zu uns. Wir diskutieren die Themen „Wohnen, Sicherheit, Verkehr und Wirtschaft“. Die Veranstaltung findet in der Volksbühne am Rudolfplatz statt. Der Eintrittspreis geht an einen guten Zweck, Sie können also gerne noch eine Begleitung mitnehmen. Tickets gibt es HIER 

Ich freue mich auf Sie und verbleibe mit herzlichen Grüßen

Herzlichst
Ihr David Rühl