NEWSLETTER 23.2.2024
Über flauschige Versprechen,
ein aufklärendes Gespräch und
eine Frau, die sich nicht entmutigen lässt
Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,
eines der bekanntesten Politikerzitate stammt von Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Auf diese – zugegeben etwas sehr kantige – Art reagierte der Ex-Kanzler, wenn er aufgefordert wurde, seine Politik in eine Utopie einzubetten. Ihm, dem nüchternen Pragmatiker, waren wolkig-wohlige Zukunftsversprechen zutiefst suspekt. Nicht zuletzt deswegen hatte er eine unüberwindliche Skepsis gegenüber den Grünen, die aus der Anti-Atomkraftbewegung entstanden sind und für die entsprechend die Energiepolitik der Kern ihres Poltikansatzes ist. Für den 1918 geborenen Schmidt, den die Weimarer Republik, die Nazi-Zeit und der Wiederaufbau geprägt hatten, waren die Grünen ein Wohlstandsphänomen, eine Partei, deren Antrieb vielleicht eine sympathische, ihm aber illusionär erscheinende Weltsicht war.
Der knurrige Alt-Kanzler ist mittlerweile Geschichte und der Zeitgeist hat der grünen Partei die Chance eingeräumt, ihre Energiepolitik einem Realitätscheck zu unterziehen. Da fällt, Stand heute, die Bilanz eher gemischt aus. Niemand mit Verstand bezweifelt zwar, dass es perspektivisch eine Abkehr von fossilen Energien geben muss, schon weil diese Ressourcen endlich sind und der Klimawandel nicht mehr bestritten werden kann. Doch Politik ist nicht zuletzt Handwerk und das will beherrscht werden. Auch die Idee, der Umbau einer hoch entwickelten, energieintensiven Industriegesellschaft zu einem prosperierenden und ökologischen Musterland sei schmerzfrei möglich, erweist sich als unhaltbar. Das Leben hält sich bedauerlicherweise nicht, so lernen wir, an flauschige Wahlversprechen.
Zeit also, einmal genauer hinzuschauen, wo wir derzeit stehen auf dem angestrebten Weg zur Klimaneutralität. Haben wir – nicht irgendwann, sondern in naher Zukunft – sichere und bezahlbare Energie? Wie lässt sich der steigende Bedarf, der durch die Elektrifizierung des Verkehrs und durch die anschwellenden Datenströme entsteht, auch demnächst noch decken? Was ist mit dem Ausbau von Windkraft und Solarstrom, wie wird die notwendige Grundlast gesichert? Können wir nach dem Abschied vom Atomstrom schon 2030 raus aus der Kohle? All das sind Fragen, die ich im Gespräch mit dem Chef der RheinEnergie, mit Andreas Feicht, im Kölner Presseclub besprechen will. Sie sind herzlich eingeladen, am 27. Februar ab 19.30 Uhr live im Excelsior Hotel Ernst dabei zu sein (Anmeldung: info@koelner-presseclub.de).
Sorgen und Nöte ganz anderer Art haben derzeit die Menschen in einem europäischen Nachbarland, die Menschen in der von Russland überfallenen Ukraine. Seit auf den Tag genau zwei Jahren trotzen sie unter fürchterlichen Umständen barbarisch agierenden Invasoren, zeigen eine Kraft und einen Freiheitswillen, der uns Mitteleuropäer nur beschämen kann. Durchhalten lässt sie auch die Unterstützung des Westens, die Hilfsbereitschaft zahlloser Menschen, die nicht ungerührt auf die humanitäre Katastrophe reagieren. Organisationen wie das Blau-Gelbe-Kreuz Deutsch-Ukrainischer Verein e.V (BGK) stärken mit ihren Aktivitäten das Rückgrat der ukrainischen Zivilbevölkerung. Der Verein, dessen Schirmherr NRW-Minister Nathanael Liminski ist und der nach der russischen Eroberung der Krim 2014 gegründet wurde, hilft Verletzten vor Ort, hat bislang über 2.000 Tonnen Hilfsmittel mit mehr als 1.150 Transporten in die Ukraine geschafft, betreut allein in Köln mehr als 3.500 Verletzte und unterstützt Krankenhäuser in der Ukraine mit Medikamenten.
Die Gründerin und Vorsitzende des Vereins Linda Mai ist immer wieder vor Ort. Gerade zurück aus der Ukraine, schildert sie die aktuelle Stimmung in der Bevölkerung: „Da verändert sich was.“ Täglich gebe es geschätzt 1.000 teils schwer Verletzte, es fehle an Munition und kraftvollerer Unterstützung – nicht aber am Verteidigungswillen. Sehr genau werde registriert, dass das Interesse des Westens am Schicksal des Landes nachlasse. Dennoch, nach wie vor gebe es viele Geld- und Sachspenden, wofür sie „unendlich dankbar“ sei. Gerade die Kölner Bürgerschaft zeige Herz und tätiges Mitgefühl. Für den 24. Februar ruft ihr Verein um 13.30 Uhr auf dem Kölner Roncalliplatz zu einer Demonstration unter dem Motto „2014 – 2024 – Russischer Krieg gegen Europa“ auf. Wer mehr über die Aktivitäten des Vereins oder Spendenmöglichkeiten wissen will, findet Informationen unter www.bgk-verein.de. Nicht nur Linda Mai, die für ihr beispielloses Engagement von Ministerpräsident Wüst mit dem Verdienstorden geehrt wurde, wird sich über jede Form der Hilfe freuen.
Und zum Schluss, wie immer an dieser Stelle, der Hinweis auf die neuste Folge des Podcasts meiner Kollegin Susanne Hengesbach. Falls Sie kein Freund des ungefragten Duzens sind, das sich offensichtlich pandemisch ausbreitet, sollten Sie unbedingt mal reinhören.
In diesem Sinne grüße ich Sie, herzlich wie stets,
Ihr
Michael Hirz