NEWSLETTER 01.03.2024

Das Fahrrad hat im Straßenverkehr in den vergangenen Jahren mehr Platz bekommen. Köln ist damit aber noch lange nicht fertig. Ein Zwischenstand.

Sehr geehrte Mitglieder,
liebe Freundinnen und Freunde des Kölner Presseclubs,

„Nein zur Stadtautobahn!“ Dieses Banner hing noch vor wenigen Jahren an den Fassaden der Richard-Wagner-Straße in der Innenstadt. Die Kölner Verwaltung hatte die Anwohner  kurz zuvor mit Plänen aufgebracht, wonach dort der Autoverkehr künftig auf vier statt zwei Spuren vor ihren Haustüren rollen sollte – im Gegenzug war angedacht, auf der parallel verlaufenden Aachener Straße gar kein Auto mehr fahren zu lassen. Dort befürchteten die Anwohner wiederum eine neue Partymeile.

Heute haben sich beide Straßen deutlich beruhigt. Autos fahren immer noch, aber je Fahrtrichtung gibt es nun noch eine Autospur und dafür einen breiten Radstreifen. Köln hat 2019 umgedacht und baut das Radwegenetz seitdem konsequent aus. Erstaunlich ist, dass trotz weitgehender einspuriger Verkehrsführung das große Stauchaos seitdem ausgeblieben ist. Teilweise wurde das Tempo zusätzlich auf 30 abgesenkt – und trotzdem kommt es nicht zum dauerhaften Exodus.

Die Kombination aus Auto- und Fahrradstreifen sowie einem separaten Fußweg soll in der Innenstadt ein Standard werden. Besonders auf den Ringen ist dies durchgehend geplant. In den Bezirken sind zusätzliche Radwege geplant, praktisch als Zubringer für das ausgebaute Innenstadtnetz.

Ist Köln damit nun besonders gut oder hat sich die Stadt nur anderen angepasst? Ungefragt haben mich im vergangenen Sommer mehrere Freunde angesprochen, die nicht in Köln leben, aber erstmals mit dem Rad in der Stadt unterwegs waren. Sie waren begeistert und ziemlich überrascht, wie viele Kilometer sie praktisch ungestört in der Stadt fahren konnten. Nur große Verkehrsknoten wie den Barbarossaplatz empfanden sie als unübersichtlich und unangenehm.

Die Radwege haben für mich als passionierten Fußgänger vor allem den Vorteil, mehr Platz zu haben. Die Radfahrer sind vom engen Gehweg verschwunden, das Unfallrisiko ist deutlich gesunken. Gerade an Kreuzungen und an KVB-Stationen hatte ich immer wieder Situationen, bei dem es fast zum Zusammenstoß gekommen ist. Das Problem hat sich gelöst. Auch für ältere Radfahrer sehe ich eine Verbesserung, weil auf den breiten Radwegen deutlich mehr Sicherheitsabstand zu Fußgängern und Autos gewährleistet ist.

Da nunmal aber nicht alle Einwohner Kölns in der Innenstadt leben, soll auch soetwas wie ein Rad-Highway durch das westliche Köln gebaut werden: der Radschnellweg Nr. 6. Er führt von Frechen direkt in die Innenstadt. Auf acht Kilometern soll es möglich sein, direkt, schnell und ohne große Stopps zu radeln. Diese Idee hatte allerdings nicht Köln sondern die NRW-Landesregierung auf den Weg gebracht, damals noch mit einem Verkehrsminister, der heute Ministerpräsident ist.

Die Umsetzung dieser Radschnellwege funktioniert im gesamten Bundesland bislang eher schlecht als recht. Deshalb ist auch nicht davon auszugehen, dass es von Frechen nach Köln anders verlaufen sollte. Groß wurde der Radschnellweg 1 angepriesen, der durch das Ruhrgebiet geplant ist – vor allem von Duisburg bis Dortmund. Nach wenigen Jahren sollte er schon durchgehend befahrbar sein. Die Realität heute: ein Flickenteppich ist fertig. 500 Meter hier, 800 Meter da. Dazwischen Baustellen oder ungeklärte Grundstücksfragen; teilweise stellen sich die Kommunen quer und wollen an bestimmten Stellen gar keinen RS1 haben.

Der Vorteil in Köln, im Gegensatz zum Ruhrgebiet: die Stadt muss sich nur mit Frechen abstimmen. In andere Nachbarstädte ist bislang aber kein Radschnellweg geplant. Dabei böten Brühl, Erftstadt, Hürth und Pulheim eigentlich auch gute Möglichkeiten. Vielleicht kommen diese Ideen auf, wenn es in NRW erst einmal ein Radschnellweg zur Vollendung geschafft hat.

Loriot sagte schon, dass Männer und Frauen einfach nicht zusammen passen. was auch für andere Paarungen gilt: Hundehalter beschweren sich über Radfahrer, Radfahrer mokieren sich über trödelnde Spaziergänger, und das Ordnungsamt macht Jagd auf Hundehalter mit nicht angeleinten Hunden. Vor allem um Letztere geht es im neusten Poetry-Podcast von Susanne Hengesbach mit dem Titel: „Die machen doch auch nur ihren Job….“ Gute Unterhaltung!

Somit verbleibe ich mit rasanten Grüßen

Ihr
David Rühl